Trumponomics
„Make America Great Again“?
Donald Trump – für viele überraschender Wahlsieger. Was sein Erfolgsrezept war und wer davon profitiert – das erläutert Prof. Dr. Albert Winkler von der Frankfurt School im Interview. Lesen Sie zudem unsere 4 Thesen zu Immobilienmärkten in den USA.
Internationale Investoren setzen weiter auf Immobilien in den USA. Mit der Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten weht ein neuer Wind im Weißen Haus. Was bedeutet das für Anleger? Wir werfen einen Blick auf die Trumponomics und ihre Auswirkungen auf US-Büroimmobilien und sprechen mit Prof. Dr. Adalbert Winkler von der Frankfurt School of Finance and Management zu den Hintergründen des für viele überraschenden Wahlerfolgs.
Herr Professor Winkler, wie erklären Sie den für viele überraschenden Wahlerfolg von Donald Trump?
Professor Dr. Adalbert WinklerIn den USA gibt es viele Menschen, die mit der Entwicklung ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation unzufrieden sind. Diese Unzufriedenheit resultiert weniger aus den letzten sieben Jahren unter der Obama-Regierung, sondern reicht zurück bis in die 1980er-Jahre, als die Deindustrialisierung des Landes begann und die Realeinkommen der (unteren) Mittelschicht aufhörten zu wachsen. Mit seinem Wahlslogan „Make America Great Again“ präsentierte sich Trump im Wahlkampf als jemand, der neu im Politikgeschäft ist, diese langfristigen Fehlentwicklungen erkannt hat und sie angehen wird. Trumps Gegenüberstellung der „guten alten Zeit“ versus „verlorene 1980er-2010er“ hatte das „Establishment“, dem Republikaner und Demokraten gleichermaßen angehören, wenig entgegenzusetzen. Dies galt insbesondere für Hillary Clinton, die dieses Establishment aufgrund ihrer langen politischen Tätigkeit wie kaum eine Zweite verkörperte. Damit traf Trump den Nerv der unzufriedenen, sehr breiten (unteren) Mittelschicht.
In der US-Präsidentschaftswahl haben vor allem die von Trump adressierten langfristigen ökonomischen Fehlentwicklungen die Wahl entschieden.

Welche Gründe gibt es, die den Erfolg erklären können?
Professor Dr. Adalbert WinklerFür den Erfolg von Populismus und Wirtschaftsnationalismus, für beides steht Donald Trump, lassen sich zwei Arten von Gründen anführen: soziokulturelle und ökonomische Gründe. Und sie lassen sich in ihrer Wirkung kaum voneinander trennen.
Welche Gründe gibt es, die den Erfolg erklären können?
Professor Dr. Adalbert WinklerGern, nehmen wir das Beispiel der zunehmenden Gleichstellung von Mann und Frau – ein großes Thema in Hillary Clintons Kampagne. Vordergründig handelt es sich um kein ökonomisches Thema, sondern um ein Thema, an dem sich der soziokulturelle Wandel der letzten Jahrzehnte sehr gut beschreiben lässt. Dennoch sind die ökonomischen Implikationen erheblich, denn die Gleichstellung impliziert, dass – bleibt alles andere unverändert – die Position des Mannes auf dem Arbeitsmarkt geschwächt wird, weil Männer nun nicht nur (vor allem) untereinander um Stellen konkurrieren, sondern auch mit (mehr) Frauen. Folglich werden Parteien und Kandidaten, die ein eher traditionelles Bild der Frau in der Gesellschaft bevorzugen, nicht nur von kulturell Konservativen gewählt, also von Menschen, die diese Rollenverteilung prinzipiell für richtig halten, sondern auch von Männern, die sich von einer zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen in ihrer Stellung bzw. ihren Chancen auf dem Arbeitsmarkt bedroht fühlen. Und vielleicht auch von deren Ehefrauen, die vor allem wollen, dass ihre Männer einen sicheren und vernünftig bezahlten Arbeitsplatz haben. Während die traditionelle republikanische Partei nur die erste Wählergruppe gewinnen konnte, schaffte es Trump, auch die zweite anzusprechen. Oder um es an einem anderen Bespiel aus dem US-Wahlkampf zu illustrieren: Die viel zitierte Mauer zu Mexiko wird von vielen Anhängern Trumps nicht nur befürwortet, weil sie keine Ausländer und keine Mexikaner mögen, sondern auch, weil eine starke Zuwanderung für viele Menschen in der unteren Mittelschicht Lohndruck und Arbeitsplatzunsicherheit bedeutet. Der Mauerbau, die Abschottung, suggeriert eben auch Schutz vor ökonomischem Abstieg.
Der Erfolg Trumps beruht meines Erachtens auf einem Versagen der Politik.

Wurden diese verhaltensökonomischen Zusammenhänge von Hillary Clinton nicht adressiert?
Professor Dr. Adalbert WinklerHillary Clinton hat meines Erachtens nicht erkannt, dass die sogenannte weltoffene Elite sowohl auf den traditionellen Bewahrer konservativer Werte als auch auf den Industriearbeiter bedrohlich wirkt. Diese Schwäche nutzte Trump mit seiner ökonomischen, protektionistischen Ratio aus. Denn es waren vor allem die Arbeiterschaft und die untere Mittelschicht in traditionell demokratisch wählenden Gegenden, die Trump ins Amt verhalfen. Es ist unwahrscheinlich, dass für ihre Wahl allein soziokulturelle Gründe ausschlaggebend waren. Schließlich hatten sie noch vier Jahre zuvor Präsident Obama, quasi den Inbegriff liberaler Gesellschaftspolitik, wiedergewählt.
neue Zeiten für Immobilienmärkte?
- Die größte Volkswirtschaft der Welt entwickelt sich weiter robust.
- Wichtige Indikatoren wie Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarktdaten und die Geschäfts- und Konsumklimaindizes zeigen sich aktuell stabil bis positiv. Die Prognosen für das US-Wirtschaftswachstum liegen bei +2,2% BIP-Wachstum für 2017 und +2,3% für 2018.¹
- Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr und liegt mit aktuell 4,4% (Juni 2017) fast auf Vollbeschäftigungsniveau.
Quellen: BIP, Inflation, Zinsen: Macro & Markets Weekly, UniCredit Research, 10.07.2017;
Arbeitslosenquote: US Bureau of Labor Statistics, www.bls.gov/, Abruf vom 10.07.2017.
- Wir gehen aktuell davon aus, dass sich einige von Trumps wirtschaftspolitischen Maßnahmen mittelfristig positiv auf die US-Konjunktur und US-Büroimmobilien auswirken könnten.
- Vorausgesetzt, Trump setzt seine Vorschläge wie geplant um, könnte die US-Wirtschaft aufgrund von Infrastrukturprogrammen, Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen zusätzlich Fahrt aufnehmen. Hier bleiben die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen und die Haltung des Kongresses weiter abzuwarten.
- Insbesondere die mittelständischen US-Unternehmen blicken unter neuer US-Präsidentschaft optimistischer in die Zukunft. Sie erwarten Impulse unter anderem aus geringeren Unternehmenssteuern, weniger Regulierung und Jobwachstum.⁴ Für die zukünftige Nachfrage nach US-Büroimmobilien ist das unserer Einschätzung nach eine solide Ausgangsbasis.
Quelle: eigene Darstellung (ausgewählte Aktivitäten, vereinfachte Darstellung)
auf Basis eines telefonischen Interviews mit Stuart Sziklas, Managing Director, CBRE Global Investors, vom 06.06.2017.
- Im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie etwa Aktien, die eine regelrechte „Trump-Rallye“⁶ verzeichneten, sind die Immobilienpreise seit der US-Wahl allgemein stabil geblieben.⁷
- Es sind vielmehr die Megatrends, die die Entwicklung von US-Büroimmobilien prägen dürften, unabhängig von der aktuellen US-Präsidentschaft. Anleger lenken deshalb den Blick weg vom kurzfristig politischen Tagesgeschehen und schauen nach unserer Einschätzung auf mittel- und langfristige Konzepte.
- Realwirtschaftliche Auswirkungen, die eine Anpassung der bisherigen Anlagestrategie in US-Büroimmobilien bzw. in eine entsprechende US-Sachwertanlage erforderlich machen, sind nach den ersten Monaten unter der neue US-Regierung (noch) nicht erkennbar.
Quelle: eigene Darstellung.
- Unternehmen der Technologiebranche setzen weiter Maßstäbe für US-Büroimmobilien: Sie sind größter Nachfrager nach US-Büroimmobilien, zeigen ein Jobwachstum deutlich über dem US-Durchschnitt und definieren Trends, etwa bei der Gestaltung von innovativen Büroraumkonzepten. ⁸ ⁹
- Durch Effekte aus der nahezu erreichten Vollbeschäftigung, einem anhaltenden „Talent War“ und einer regen Neubautätigkeit könnten die Büroflächennachfrage sowie das Mietwachstum in einigen Märkten nach einer extremen Wachstumsphase moderatere Wachstumsniveaus erreichen.²
- Anleger setzen bei ihrer Anlageentscheidung heute besonders auf hochwertige Immobilien mit Zukunftsperspektive, bei denen eine gute Mikrolage, hohe Objektqualität sowie solide Mieterstruktur überzeugen. Aktuell zeichnet sich nach unserer Einschätzung insbesondere das Silicon Valley durch eine hohe Innovationsfähigkeit und robuste wirtschaftliche Rahmendaten aus und bleibt damit interessant für US-Büroimmobilienanlagen.
Quelle: Tech-Thirty 2016 Report, CBRE, Abruf vom 11.04.2017.
Wie stehen Sie zu seinem wirtschaftsnationalistischen Konzept („Trumponomics“)? Wer könnte davon profitieren?
Professor Dr. Adalbert WinklerProfitieren könnten zum Beispiel US-Unternehmen, die Güter und Dienstleistungen anbieten, die auf dem US-Markt mit ausländischen Anbietern konkurrieren, weil die Produkte der ausländischen Konkurrenz im Zuge der Steuer- und Handelspolitik entweder teurer werden oder gar nicht mehr ins Land kommen. Auch Unternehmen, die auf fossile Brennstoffe statt erneuerbare Energien setzen, dürften gewinnen. Verlierer werden demnach ausländische Handels-partner sein bzw. Unternehmen, die Energie aus erneuerbaren Quellen produzieren oder diese nutzen. Zudem dürften zumindest mittelfristig auch US-Firmen leiden, die im Exportgeschäft engagiert sind, weil davon auszugehen ist, dass der Rest der Welt Trumps protektionistische Handelspolitik nicht einfach hinnehmen, sondern mit Maßnahmen beantworten wird, die US-Exporte erschweren.
Hat Trump das in seinem wirtschaftsnationalistischen Konzept berücksichtigt?
Professor Dr. Adalbert WinklerAuch Trump wird feststellen müssen, dass es keinen „Free Lunch“ gibt – worauf schon der liberale Ökonom und Nobelpreisträger Milton Friedman hinwies. Es ist ja richtig, dass in den USA mehr deutsche Autos fahren als US-Autos in Deutschland. Nur verhält es sich bei der Nutzung von Software genau umgekehrt. Trumps Wirtschaftsnationalismus mag also der US-Automobilindustrie in den Rust-Belt-Staaten guttun; der Arbeiter im kalifornischen Silicon Valley wird von dem Konzept dagegen wenig begeistert sein. Der Erfolg Trumps beruht meines Erachtens auf einem Versagen der Politik, die mehr als 30 Jahre lang Verteilungsaspekte bei Einkommen und Vermögen außer Acht gelassen hat. Daher ist die explizite verteilungspolitische Korrektur mit Mitteln der Steuer-, Handels- und Klimapolitik erklärtes Ziel der Trumponomics.

Mit unserer aktuellen Publikation geben wir Ihnen einen Einblick in die sogenannten „Trumponomics“ und beleuchten mögliche Auswirkungen auf den US-Immobilienmarkt und speziell auf US-Büroimmobilien.
DownloadQuellen
- 1Definition: Wir verstehen Trumponomics als wirtschaftspolitische Agenda von Donald Trump, der ein wirtschaftsnationalistisches Konzept im Mittelpunkt steht.
- 2Quelle: Macro & Markets Weekly, UniCredit Research, 10.07.2017.
- 3Quelle: US Bureau of Labor Statistics, www.bls.gov/, Abruf vom 10.07.2017.
- 4Quelle: Ken Esch, PwC, auf https://twitter.com zu PwC Trendsetter Barometer Business Outlook Q1 2017, 01.06.2017.
- 5Definition: lang anhaltende und tiefgreifende Entwicklungen.
- 6Definition: Zeitraum nach der Wahl Trumps, in dem die Aktienkurse schnell und stark stiegen.
- 7Quelle: US-Gewerbeimmobilienmarkt bekommt Veränderungen noch zu spüren, Deal Magazin, 01.06.2017.
- 8Quelle: Tech-Thirty 2016 Report, CBRE, Abruf vom 11.04.2017.
- 9Quelle: US Office Outlook Q1 2017, JLL, Abruf vom 03.05.2017.