Immo­bilien Zielfonds­investments
Ar­ti­kel • 2021-05-06

Stif­tun­gen im Um­bruch

Stif­tun­gen ste­hen am Schei­de­weg

Kris­ti­na Ment­zel von Wealth­cap und Dr. Aris Aris­ti­dou von der Hypo­Vereinsbank er­klä­ren, wel­che Heraus­forde­rungen es gibt und wie sie ge­meis­tert wer­den kön­nen.

Le­se­zeit: 8 Mi­nu­ten
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Je län­ger das Nied­rig­zins­um­feld an­hält, des­to grö­ßer wird für vie­le Stif­tun­gen die Not­wen­dig­keit, ihre Ka­pi­tal­al­lo­ka­ti­on an­zu­pas­sen. Nun kommt auch noch die Co­ro­na-Pan­de­mie hin­zu. Doch die ge­plan­te Re­form des deut­schen Stif­tungs­rechts wird für mehr Fle­xi­bi­li­tät sor­gen. All dies wird Spu­ren in der Stif­tungs­land­schaft hin­ter­las­sen. Wie sich Stif­tun­gen dar­auf gut vor­be­rei­ten kön­nen, er­fah­ren Sie von unseren Stif­tungs­exper­ten Kris­ti­na Ment­zel, Head of Sa­les and Cus­to­mer Ma­nage­ment bei Wealth­cap, und Dr. Aris Aris­ti­dou, Head of Wealth Ma­nage­ment Pro­fes­sio­nal Cli­ents bei der Hypo­Vereinsbank.

„Das Zins­ni­veau wird auf ab­seh­ba­re Zeit sehr nied­rig blei­ben“, er­war­tet Dr. Aris Aris­ti­dou, bei der UniCre­dit-Toch­ter Hypo­Vereinsbank für das Wealth Ma­nage­ment pro­fes­sio­nel­ler Kun­den ver­ant­wort­lich. In­fla­ti­ons­be­rei­nigt könn­te der Zins- und Ren­di­te­druck so­gar noch wach­sen. Stif­tun­gen, die sich auf der ei­nen Sei­te zu lang­fris­ti­gem Ka­pi­tal­erhalt ver­pflich­tet ha­ben und auf der an­de­ren Sei­te mit den or­dent­li­chen Cash­flow-Er­trä­gen ihrer Ka­pi­tal­an­la­gen ei­nen be­stimm­ten Stif­tungs­zweck fi­nan­zie­ren müs­sen, bleibt des­halb gar nichts an­de­res üb­rig, als ihre Port­fo­lio­al­lo­ka­ti­on zu über­den­ken.

„Ei­ni­ge Stif­tun­gen ha­ben lan­ge ge­war­tet, in der Hoff­nung, dass sich das Zins­ni­veau wie­der än­dern wür­de“, be­ob­ach­tet Kris­ti­na Ment­zel, Ver­triebs­che­fin bei Wealth­cap. Doch das ist nicht ein­ge­tre­ten und nun steigt der An­la­ge­druck. „Ohne eine ver­än­der­te Ri­si­ko­be­reit­schaft und vor al­lem eine stär­ke­re Diversi­fikation wer­den sich kaum mehr aus­kömm­li­che Er­trä­ge ge­ne­rie­ren las­sen“, sagt Ment­zel. Das kann Dr. Aris­ti­dou nur be­stä­ti­gen: „Vie­le Stif­tun­gen ha­ben längst be­gon­nen, ihren An­la­ge­ho­ri­zont um Ak­ti­en, Immo­bilien, In­fra­struk­tur, erneuer­bare En­er­gien, Private Equity und vie­les mehr zu er­wei­tern. An­de­re sind je­doch noch im­mer sehr zö­ger­lich.“

Kris­ti­na Ment­zel weist an­ge­sichts der Co­ro­na-Pan­de­mie noch auf ei­nen wei­te­ren Eng­pass hin: Man­che Stif­tun­gen sind ne­ben den Ka­pi­tal­erträ­gen auch auf re­gel­mä­ßi­ge Spen­den­zu­flüs­se oder Zu­stif­tun­gen an­ge­wie­sen. Doch auch die­ses Fund-Rai­sing sei im ver­gan­ge­nen Jahr in vie­len Fäl­len na­he­zu zum Er­lie­gen ge­kom­men. Letzt­lich ste­hen Stif­tun­gen, die mit ihrer ge­wohn­ten Stra­te­gie kei­ne aus­rei­chen­den Er­trä­ge mehr ge­ne­rie­ren, vor der Wahl zwi­schen drei Op­tio­nen: Zu­füh­run­gen zum Stif­tungs­zweck ver­rin­gern, Ka­pi­tal­stock an­grei­fen (so­fern mög­lich) oder An­la­ge­stra­te­gie an­pas­sen. „Für eine ren­ta­ble­re Ka­pi­tal­al­lo­ka­ti­on gibt es mehr Mög­lich­kei­ten, als man­chen Stif­tern zu­nächst klar ist“, sagt Ment­zel.

Diversi­fikation und Pro­fes­sio­na­li­tät – auch für klei­ne­re Stif­tun­gen

Ein brei­te­re Di­ver­si­fi­zie­rung und ein grö­ße­res An­la­ge­spek­trum in Be­zug auf As­set­klas­sen und Re­gio­nen stel­len vor al­lem klei­ne­re Stif­tun­gen vor Heraus­forde­rungen. Die deut­sche Stif­tungs­land­schaft ist sehr he­te­ro­gen: Auf der ei­nen Sei­te ste­hen die gro­ßen Stif­tun­gen mit ei­nem Stif­tungs­ka­pi­tal in zum Teil zehn­stel­li­ger Höhe und ei­nem sehr pro­fes­sio­nel­len In­vest­ment-Ma­nage­ment. Ein gro­ßer Teil der mehr als 23.000 Stif­tun­gen in Deutsch­land ent­fällt je­doch auf klei­ne­re Grün­dun­gen mit fünf­stel­li­gem Stif­tungs­ka­pi­tal und zum Teil eh­ren­amt­li­chem Ma­nage­ment. Eine brei­te Di­ver­si­fi­zie­rung und ein pro­fes­sio­nel­les Ri­si­ko­ma­nage­ment sind für sol­che Stif­tun­gen aus ei­ge­ner Kraft man­gels Ka­pa­zi­tät, Grö­ße, Markt­zu­gang und Ex­per­ti­se kaum dar­stell­bar, gibt Dr. Aris­ti­dou zu be­den­ken – ins­be­son­de­re, wenn es sich um il­li­qui­de Sach­wer­te wie Immo­bilien, Private Equity oder erneuer­bare En­er­gien han­delt.

Für die­se Stif­tun­gen stel­len di­ver­si­fi­zier­te struk­tu­rier­te In­vest­ment­pro­duk­te wie bei­spiels­wei­se Fonds des­halb eine ge­eig­ne­te Al­ter­na­ti­ve zu Di­rekt­in­vest­ments in Ei­gen­re­gie dar. Ge­mein­sam mit an­de­ren Stif­tun­gen oder in­sti­tu­tio­nel­len In­ves­to­ren und mit dem Ma­nage­ment ei­nes pro­fes­sio­nel­len As­set- und In­vest­ment-Ma­na­gers las­se sich auch ein ver­hält­nis­mä­ßig klei­nes Port­folio ef­fi­zi­ent di­ver­si­fi­zie­ren und ver­wal­ten, sagt Kris­ti­na Ment­zel. Die Co­ro­na-Pan­de­mie habe aber­mals deut­lich ge­zeigt, wie wich­tig eine brei­te Di­ver­si­fi­zie­rung auch bei Im­mo­bi­li­en­in­vest­ments sei, so­wohl über mög­lichst vie­le Ob­jek­te als auch über ver­schie­dene Re­gio­nen, Nut­zungs­ar­ten und Grö­ßen­klas­sen hin­weg. „Eine viel­ver­spre­chen­de Core-Büro­immobilie in ei­ner deut­schen Me­tro­po­le ist für vie­le klei­ne­re Stif­tun­gen schon an­ge­sichts des In­vest­ment­vo­lu­mens im Al­lein­gang nicht in­ves­tier­bar, ge­mein­sam mit an­de­ren in ei­nem Spe­zi­al­fonds aber durch­aus“, sagt Ment­zel.

In­vest­ment­fonds stif­tungs­ge­eig­net struk­tu­rie­ren

Doch auch bei al­ter­na­ti­ven In­vest­ment­fonds (AIF) steckt die Her­aus­for­de­rung für Stif­tun­gen oft­mals im De­tail. „Die Fonds müs­sen stif­tungs­ge­eig­net sein“, er­klärt Dr. Aris Aris­ti­dou. „Sie müs­sen re­gel­mä­ßig und zu­ver­läs­sig or­dent­li­che er­geb­nis­wirk­sa­me Er­trä­ge ge­ne­rie­ren, mit de­nen die Stif­tun­gen ihren Stif­tungs­zwe­cken nach­kom­men kön­nen. Gleich­zei­tig darf die Her­kunft der Er­trä­ge von den Fi­nanz­be­hör­den nicht als gewerb­liche Tä­tig­keit ge­wer­tet wer­den, sonst dro­hen der Ver­lust des Sta­tus der Ge­mein­nüt­zig­keit und so­mit steu­er­li­che Nach­tei­le.“ Grund­sätz­lich sei jede Investment­strategie auch für Stif­tun­gen dar­stell­bar, es kom­me nur auf das Ve­hi­kel und des­sen kon­kre­te Aus­ge­stal­tung an.

Sol­che Fall­stri­cke kennt Kris­ti­na Ment­zel nur zu ge­nau. Am Bei­spiel Immo­bilien macht sie deut­lich, worauf für stif­tungs­ge­eig­ne­te Fonds­lö­sun­gen zu ach­ten ist: „Die Er­trä­ge ei­nes Fonds dür­fen zum Bei­spiel nicht aus dem gewerb­lichen Im­mo­bi­li­en­han­del stam­men, des­halb ist eine lan­ge Hal­te­dau­er der Fonds­ob­jek­te Pflicht.“ Aus­schließ­lich Ver­mie­tung und Ver­pach­tung sei­en als Er­trags­quel­len ge­stat­tet. Selbst das Ver­trags­mo­dell mit dem Kan­ti­nen­be­trei­ber in ei­ner Büro­immobilie bei­spiels­wei­se müs­se man sich da­her sehr ge­nau an­schau­en.

Stif­tun­gen ste­hen vor ei­ner span­nen­den Zeit und brau­chen pro­fes­sio­nel­len Rat, Tat und stif­tungs­ge­rech­te Lösungen.
Dr. Aris Aris­ti­douHead of Wealth Ma­nage­ment Pro­fes­sio­nal Cli­ents, Hypo­Vereinsbank
Die­se 4 Fak­to­ren ver­än­dern die Stif­tungs­land­schaft in Deutsch­land

Ment­zel und Dr. Aris­ti­dou er­war­ten, dass sich auch durch die ge­plan­te Re­form des Stif­tungs­rechts – in Kom­bi­na­ti­on mit dem Nied­rig­zins­um­feld – die Stif­tungs­land­schaft in Deutsch­land nach­hal­tig ver­än­dern dürf­te, und zwar vor al­lem durch vier Fak­to­ren:

Stif­tungs­re­gis­ter und Ver­ein­heit­li­chung Stif­tungs­recht
Das ge­plan­te Stif­tungs­re­gis­ter und eine bun­des­wei­te Ver­ein­heit­li­chung des Stif­tungs­rechts wer­den zu mehr Trans­pa­renz und Pro­fes­sio­na­li­tät im Stif­tungs­sek­tor füh­ren, ähn­lich ein­ge­tra­ge­nen Ver­ei­nen.

Zu­sam­men­schluss
Stif­tun­gen soll es künf­tig leich­ter fal­len, sich mit an­de­ren Stif­tun­gen zu­sam­men­zu­schlie­ßen. Ge­ra­de für klei­ne­re Stif­tun­gen kann es an­ge­sichts ge­sun­ke­ner Er­trags­po­ten­zia­le sinn­voll sein, Kräf­te zu bün­deln und kos­ten­ef­fi­zi­en­ter in Be­zug auf das Stif­tungs­ka­pi­tal zu wer­den.

Ver­brauchs­stif­tung
Zu­dem soll es ein­fa­cher wer­den, eine Ewig­keits­stif­tung in eine Ver­brauchs­stif­tung um­zu­wan­deln – und da­mit den Ka­pi­tal­stock zur Er­fül­lung des Stif­tungs­zwecks ein­zu­set­zen und lang­fris­tig auf­zu­brau­chen. Es sei zu er­war­ten, dass ei­ni­ge Stif­tun­gen, de­ren Er­trä­ge dazu nicht mehr aus­rei­chen, die­sen Weg ein­schla­gen wer­den, so Ment­zel und Aris­ti­dou.

Re­form der Haf­tungs­re­geln
Zu gu­ter Letzt wird auch die ge­plan­te Re­form der Haf­tungs­re­geln nicht ohne Fol­gen blei­ben. Nach der ge­plan­ten neu­en „Busi­ness-Jud­ge­ment-Rule“ müs­sen die han­deln­den Per­so­nen in den Stif­tungs­or­ga­nen nicht mehr voll­ständig mit ih­rem Pri­vat­ver­mö­gen für et­wa­ige Fehl­ent­schei­dun­gen haf­ten, so­fern sie zum Zeit­punkt der Ent­schei­dung nach bes­tem Wis­sen und Ge­wis­sen ge­han­delt ha­ben. Die­se Neu­re­ge­lung dürf­te die Ri­si­ko­be­reit­schaft und da­mit das Ren­di­te­po­ten­zi­al bei der Ka­pi­tal­an­la­ge deut­lich er­hö­hen – und vie­le Stif­tungs­or­ga­ne stär­ker pro­fes­sio­na­li­sie­ren.

Für eine ren­ta­ble­re Ka­pi­tal­al­lo­ka­ti­on gibt es mehr In­vest­ment­mög­lich­kei­ten, als man­chen Stif­tun­gen zu­nächst klar ist.
Kris­ti­na Ment­zelHead of Sa­les and Cus­to­mer Ma­nage­ment, Wealth­cap

Letzt­lich habe die ge­plan­te Stif­tungs­rechts­re­form das Po­ten­zi­al, die deut­sche Stif­tungs­land­schaft lang­fris­tig zu kon­so­li­die­ren und zu pro­fes­sio­na­li­sie­ren, sind sich Kris­ti­na Ment­zel und Dr. Aris Aris­ti­dou ei­nig. „Dies wird sich auch auf die Ka­pi­tal­al­lo­ka­ti­on aus­wir­ken“, ist Aris­ti­dou über­zeugt. „Mehr Mut und mehr Fach­kom­pe­tenz wer­den zu hö­he­ren Er­trä­gen und we­ni­ger Ri­si­ko füh­ren.“ Des­halb sei­en auch pro­fes­sio­nell struk­tu­rier­te In­vest­ment­ve­hi­kel zu­neh­mend bei Stif­tun­gen ge­fragt und emp­feh­lens­wert. „Stif­tun­gen“, fin­det der HVB-Ban­ker, „ste­hen vor ei­ner span­nen­den Zeit und brau­chen pro­fes­sio­nel­len Rat, Tat und stif­tungs­ge­rech­te Lösungen.“

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