Im Spektrum der alternativen Investments ist Private Equity die Königsdisziplin. Zum einen fällt der Löwenanteil der Alternative Assets auf diese Art der Unternehmensbeteiligungen. Zum anderen müssen Investoren auch über profundes Branchenwissen und Management-Geschick verfügen, um das Wertsteigerungspotenzial einer Private-Equity-Investition voll auszuschöpfen.
Private Equity bezeichnet Unternehmensbeteiligungen, die nicht wie börsengehandelte Aktien am öffentlichen Kapitalmarkt (Public Equity) gehandelt werden. Das kann zum Beispiel der familiengeführte Mittelständler ohne Nachfolgeregelung sein, der sein Unternehmen an einen Investor veräußert. Oder das junge Wachstumsunternehmen, das zur Finanzierung seines Expansionskurses Beteiligungskapital durch Dritte benötigt.
Das Ziel von Private-Equity-Buyout-Strategien ist zumeist, ein Unternehmen mehrheitlich oder vollständig zu übernehmen, seinen Wert durch gezielte Maßnahmen und den Einsatz von Kapital und Know-how zu steigern und es am Ende mit Gewinn weiterzuverkaufen – sei es an einen strategischen Investor, einen weiteren Finanzinvestor oder über einen Börsengang. Im Vergleich zum Investment am öffentlichen Kapitalmarkt ist ein Private-Equity-Investment in der Regel mit höheren initialen Ausgaben verbunden. Da Private Equity Investments nicht an der Börse notiert sind, zeigen sie sich dafür auch weniger anfällig für das kurzfristige Quartalsdenken an Börsen. Dadurch sind Investoren von kurzfristigen Kursrückgängen nicht unmittelbar betroffen. Außerdem hat der Investor meist größere Möglichkeiten, die Wertentwicklung des Unternehmens und damit seine Rendite durch aktives Management zu beeinflussen.
Private-Equity-Strategien können nach dem Stadium im Entwicklungszyklus voneinander abgegrenzt werden, in dem sich das Unternehmen zum Investitionszeitpunkt befindet. Gängig ist die Unterscheidung zwischen Venture Capital, Mezzanine Capital, Buyout und Distressed Private Equity.
Vier Private-Equity-Strategien:
- Venture Capital bezeichnet eine Kapitalbeteiligung an jungen Unternehmen, die sich in der Gründungs- oder in einer frühen Entwicklungsphase befinden. In dieser Phase erwirtschaftet das Unternehmen in der Regel noch keine oder sehr geringe Erträge, Chancen und Risiken sind jedoch relativ groß.
- Mit Mezzanine Capital beteiligen sich Investoren zum Beispiel an Unternehmen in der Wachstumsphase. Das Kapital wird zumeist für eine rasche Expansion des Unternehmens zur Verfügung gestellt.
- Unter Buyout-Strategien versteht man die Mehrheitsbeteiligung an einem etablierten und bewertbaren Unternehmen in einer weniger dynamischen Wachstums- oder gar in einer Konsolidierungsphase, das konstant positive operative Ergebnisse (EBITDA) und einen positiven Cashflow generiert. Hier steht weiteres nachhaltiges Wachstum im Fokus.
Nach Auswertung von mehr als 2000 Buyout- und Venture-Capital-Fonds kommt Wealthcap zu dem Schluss: Buyout-Strategien weisen unter den verschiedenen Private-Equity-Strategien das am besten geeignete Rendite-Risiko-Profil für institutionelle Investoren auf.
Quelle: Wealthcap, eigene Darstellung
Entscheidungen lassen sich schneller umsetzen
Anleger börsennotierter Aktiengesellschaften erwerben in der Regel nur sehr kleine Anteile an den Unternehmen. Ihre direkten Einflussmöglichkeiten auf die Geschäftsstrategie sind daher sehr begrenzt. Im Unterschied dazu erwerben Private-Equity-Investoren einen strategischen Anteil am Unternehmen, in der Regel einen Mehrheitsanteil. Oder sie übernehmen das Unternehmen sogar vollständig. Daher können sie wesentlich größeren Einfluss auf dessen Geschäftsstrategie und operative Entwicklung ausüben. Die passive Erwartung positiver Marktentwicklungen wie beispielsweise am Aktienmarkt spielt hingegen eine untergeordnete Rolle.
Viele Marktteilnehmer teilen die Erfahrung, dass sich Unternehmen während der Haltedauer von Private-Equity-Fonds im Durchschnitt besser entwickeln als börsennotierte Unternehmen. Der Fondsmanager Dr. Mirko Meyer-Schönherr von PAI Partners sieht den Grund in der geringeren Komplexität der Managementstruktur. „Entscheidungen lassen sich in einem kleineren Kreis treffen und umsetzen, weil wir in der Regel auch die Entscheidungshoheit innehaben“, erläutert Meyer-Schönherr. „So können wir nicht nur entschiedener, sondern auch schneller handeln.“ Voraussetzung sei natürlich, dass diese zügig umgesetzten Managemententscheidungen auch die richtigen sind.
Quelle: Wealthcap, eigene Auswertung; Datenbasis: Preqin, Auflagejahre 1983–2009, Preqin Small Buyout (US und EU) Funds, Fondsvolumen 0–500 Mio. USD, Anzahl der Fonds: 547, Preqin Medium Buyout (US und EU) Funds, Fondsvolumen 500–1.000 Mio. USD, Anzahl der Fonds: 169, Preqin Large Buyout (US und EU) Funds, Fondsvolumen > 1.000 Mio. USD, Anzahl der Fonds: 253, Preqin All Venture (US und EU), Anzahl der Fonds: 1053.
Management hat viele Möglichkeiten zur Wertsteigerung
Anders als bei Investitionen in börsennotierte Unternehmen sind bei Private-Equity-Investments – vor allem bei Buyout-Strategien – aktive Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Unternehmens und damit zu dessen Wertsteigerung praktisch unverzichtbar. Denn erst nach einer erfolgreichen Weiterentwicklung kann das Unternehmen zu einem höheren Preis und damit gewinnbringend wieder veräußert oder an die Börse gebracht werden. Dem Management stehen zahllose mögliche Ansätze zur aktiven Wertsteigerung zur Verfügung, sei es die Erweiterung der Produktpalette, eine stärkere Positionierung durch Marketingmaßnahmen, die Expansion in neue Märkte oder Neuverhandlungen von Lieferantenverträgen.
Für Fondsmanager Meyer-Schönherr ist die richtige Einkaufsstrategie eines Fonds der Schlüssel zu einem erfolgreichen Private-Equity-Investment. „Entscheidend ist hier die Identifikation und frühzeitige Ansprache möglicher Übernahmekandidaten“, erklärt der Experte. „Sie können nach meiner Einschätzung und Erfahrung rund die Hälfte zur Wertsteigerung der Unternehmen beitragen.“ Grundvoraussetzung sei ein tiefes und in der Regel durch jahrelange Erfahrung gereiftes Verständnis der jeweiligen Branche.
Grundvoraussetzung ist ein tiefes Verständnis der jeweiligen Branche. Nur, wer über langjährige Erfahrung in einem Segment verfügt, hohes Marktverständnis mitbringt und über ein belastbares Netzwerk verfügt, kann die Nase vorn haben.

Übergeordnetes Ziel eines Buyouts ist es immer, die operativen Unternehmensgewinne nachhaltig zu steigern und auf diesem Wege auch eine höhere Unternehmensbewertung herbeizuführen. Welche konkreten Maßnahmen dabei zielführend sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: von der Branche, dem Geschäftsmodell, der Position im Markt, der Wettbewerbssituation, der Bilanzstruktur und vielem mehr. Bei Buyout-Strategien steht dabei ein weiteres Unternehmenswachstum im Fokus.
Risiken lassen sich mindern und streuen
Private-Equity-Investments weisen langfristig ein relativ geringes systematisches Risiko auf. Investoren sind von kurzfristigen Kursrückgängen an den Börsen nicht unmittelbar betroffen. Gleichwohl können Konjunkturdellen natürlich auch Auswirkungen auf die Gewinnerwartungen und Geschäftsmodelle der Unternehmen haben.
Auf der anderen Seite besteht bei den einzelnen Private-Equity-Investments ein höheres individuelles Risiko. Was passiert, wenn ein Produkt vom Markt nicht so angenommen wird oder sich einzelne Märkte anders entwickeln als erwartet? Wenn Management-Fehler passieren oder falsche Personalentscheidungen getroffen wurden? Wenn die konjunkturelle Entwicklung kippt? Unternehmen können scheitern und Wertsteigerungsstrategien misslingen. Zudem erstreckt sich der Investitionszeitraum zumeist über mehrere Jahre. Ein Gewinn wird erst mit dem Verkauf realisiert. Viele institutionelle Investoren sind aber auf einen möglichst konstanten Cashflow angewiesen. Diese Risiken und Herausforderungen können durch gezielte Gegenmaßnahmen vermindert werden. Eine breite Streuung über mehrere Unternehmen, Branchen und Zyklen etwa kann risikostreuend und risikomindernd wirken. Zudem lassen sich durch regelmäßige Investitionen und deren Rückflüsse die Erträge verstetigen und ein relativ konstanter Cashflow realisieren.
Spezialisierte Zielfondsanbieter erwerben Private-Equity-Beteiligungen für ihre Fonds und übernehmen das Management oder unterstützen das bestehende Management aktiv bei der Weiterentwicklung des Unternehmens. Die Investition in einen Zielfonds ermöglicht es institutionellen Anlegern, ihren Private-Equity-Anteil breit zu streuen und für das Asset Management auf die Expertise kompetenter Zielfondsmanager und ihre Netzwerke zurückzugreifen. Dr. Stefan Zerres, Geschäftsführer der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein, ist überzeugt von dem Mehrwert, den erfahrene Zielfondsmanager institutionellen Investoren bieten: „Eine Private-Equity-Strategie mit regelmäßigen Erträgen ist eigenständig und mit Direktinvestments kaum darstellbar. Deshalb sind kompetente Produktpartner mit geeigneten Fondslösungen für uns unverzichtbar.“ (Mehr im Interview)

Erfahren Sie im 2. Wealthcap Themenpapier aus der Themenreihe Wertsteigerungsstrategien unter anderem, warum sich bei Private-Equity-Investments Zielfonds am besten eignen.
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