Immer mehr Unternehmen übertragen ihre Pensionsrückstellungen an Pensionskassen oder spezialisierte Treuhandgesellschaften, im Rahmen sogenannter Contractual Trust Arrangements (CTAs). Sie stehen im Niedrigzinsumfeld vor der Aufgabe, die Rückstellungen rentabel zu investieren. Erfahren Sie, welchen Performance-Beitrag alternative Investments für CTAs leisten können.
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist eine tragende Säule des Altersvorsorgesystems in Deutschland. Der demografische Wandel verstärkt ihre Bedeutung weiter, wenn gesetzliche Rentensysteme nicht mehr ausreichen, um eine Versorgung der Versicherten im Alter sicherzustellen. Seien es große Konzerne oder kleinere Mittelständler – ein Großteil der Unternehmen hat umfangreiche Leistungen für seine Mitarbeiter vereinbart. Diese Pensionsvereinbarungen stellen allerdings auch eine größer werdende Herausforderung für die Unternehmen und deren Bilanzen dar. Mit steigenden Lebenserwartungen wachsen auch die Pensionsverpflichtungen. Ein größerer Teil dieser Verpflichtungen muss ausfinanziert werden, weil die zu erwartenden Zinsen und Renditen angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds deutlich unter den früheren Niveaus liegen. Hinzu kamen in den vergangenen Jahren regulatorische Anpassungen bei den Bilanzierungsvorschriften, beispielsweise durch das 2010 in Kraft getretene Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG). „In Summe werden deshalb immer größere Pensionsrückstellungen in den Bilanzen der Unternehmen erforderlich“, erläutert Kristina Mentzel, Head of Sales & Customer Management bei Wealthcap.
Zum Jahresende 2018 beliefen sich die Pensionsverpflichtungen der großen Konzerne aus DAX und MDAX nach Angaben der Unternehmensberatung Willis Towers Watson in Summe auf 457 Milliarden Euro. Dem standen Rückstellungen in Höhe von rund 292 Milliarden Euro gegenüber. Der durchschnittliche Ausfinanzierungsgrad – also das Verhältnis von Rückstellungen und Verpflichtungen – betrug rechnerisch 63,9 Prozent und lag damit innerhalb der typischen Bandbreite der vergangenen Jahre.
Angesichts dieser Summen sind viele Konzerne dazu übergegangen, ihre Pensionsverpflichtungen auszulagern. „Die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen ist eine Entscheidung, die wir längst nicht mehr nur bei börsennotierten Großkonzernen beobachten“, sagt Kristina Mentzel, Head of Sales & Customer Management bei Wealthcap. „Auch für immer mehr Mittelständler wird sie zu einer interessanten Option.“ Neben bilanziellen und operativen Vorteilen gibt es einen weiteren Anlass für diesen Schritt: Bei Fusionen und Übernahmen gerade mit internationaler Beteiligung müssen die Unternehmensbilanzen oftmals um hohe Pensionsverpflichtungen bereinigt werden.
Die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen ist längst nicht mehr nur bei Großkonzernen zu beobachten. Mittelständler greifen dabei zunehmend auf spezialisierte Gruppen-CTAs zurück.

Im Wesentlichen stehen zwei Instrumente zur Verfügung: klassische Pensionsfonds und spezielle Treuhandlösungen – sogenannte Contractual Trust Arrangements, kurz CTAs. Bei Letzteren sind Einzel-CTAs, die ein einzelnes Unternehmen exklusiv einsetzt, von Gruppen-CTAs zu unterscheiden. Gruppen-CTAs werden häufig von Banken angeboten. Sie bündeln die Pensionsrückstellungen mehrerer Unternehmen und nutzen somit Synergieeffekte, die für kleinere Mittelständler ein kostengünstiges Angebot ermöglichen. Es existieren zudem Kombinationen und Mischformen.
Das Niedrigzinsdilemma geht auf die CTAs über
Doch die Herausforderung der niedrigen Zinsen verschwindet mit der Auslagerung der Rückstellungen natürlich nicht. Sie geht lediglich auf das CTA über. Auch die Investment-Manager der CTAs müssen die ihnen anvertrauten Vermögenswerte rentabel anlegen und sind mit der Situation konfrontiert, dass die Zinsen beziehungsweise Renditen liquider Assetklassen in den vergangenen Jahren stark gesunken sind und auf historischen Tiefständen verharren. „Deshalb gewinnen alternative Assets für diese Investorengruppe an Attraktivität“, beobachtet Kristina Mentzel.
Beispiele für solche Anlagealternativen sind Sachwerte wie Immobilien und Erneuerbare-Energie-Anlagen oder Private-Equity-Investments. Einer Befragung der Unternehmensberatung Willis Towers Watson zufolge haben deutsche CTAs, Pensionskassen und Versorgungswerke ihre Asset Allocation in alternative Anlagen einschließlich Barvermögen im Jahr 2018 auf 20 Prozent erhöht – von elf Prozent im Vorjahr. Dadurch stiegen die Renditeerwartungen der Pensionsanleger um einen halben Prozentpunkt, so die Experten von Willis Towers Watson.
CTAs, Pensionskassen und Versorgungswerken
Asset AllocationErgebnis einer Befragung von 36 Pensionsanlegern (CTAs, Pensionskassen, Versorgungswerke, Zusatzversorgungskassen)
Anleihen | Aktien | Immobilien, Alternatives, Kasse | |
---|---|---|---|
2017 | 69 % | 20 % | 11 % |
2018 | 63 % | 17 % | 20 % |
Quelle: Willis Towers Watson – „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2018“
Im Vergleich zu klassischen institutionellen Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerken haben CTAs bei der Allokation ihres Portfolios einen Vorteil: Sie sind weniger strikt reguliert. Während Versicherungen grundsätzlich den Regulierungsvorschriften von Solvency II unterliegen, müssen Pensionskassen und Versorgungswerke sowie sehr kleine Versicherer das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) und die Anlageverordnung beachten. Letztere schreibt den Investoren bei der Kapitalanlage strenge Quotenregelungen für die einzelnen Anlageklassen vor.
CTAs sind flexibel bei Kapitalallokation
CTAs hingegen sind diesbezüglich frei bei der Kapitalallokation. Sie können ihr Portfolio deshalb von kaum verzinsten Anleihen hin zu alternativen Assets umstrukturieren. Allerdings ist ein gravierender Unterschied zwischen Einzel- und Gruppen-CTAs zu beachten: Gruppen-CTAs dürfen nur in regulierte Anlagevehikel investieren, also beispielsweise in Spezialfonds. Ein Direktinvestment in ein alternatives Anlageobjekt wie beispielsweise eine Immobilie ist nur Einzel-CTAs möglich.
Die Anforderungen, die CTAs an ihre Investments stellen, unterscheiden sich nicht wesentlich von denen anderer institutioneller Investoren wie Versicherungen, Versorgungswerken und klassischen Pensionskassen. Sie benötigen:
- ausreichend hohe Renditen für ihre Pensionsrückstellungen,
- regelmäßige Erträge, um ihren aktuellen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, und
- ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Verhältnis.
Sachwert-Investitionen haben – richtig strukturiert – das Potenzial, diese drei Anforderungen für institutionelle Investoren adäquat abzubilden. Mieteinnahmen aus Immobilien-Investments beispielsweise ermöglichen einen regelmäßigen und gut prognostizierbaren Cashflow. Private-Equity-Buy-outs hingegen generieren ihre Rendite typischerweise aus einer Wertsteigerung, die erst nach einigen Jahren, am Ende des Investitionszeitraums, verbucht werden kann. Doch selbst für solche Assetklassen lassen sich die Erträge unter anderem durch Zielfondsstrategien verstetigen. Lesen Sie dazu unseren Artikel zu Wertsteigerungsstrategien bei Private Equity. „Wir sind überzeugt, dass eine Portfolio-Beimischung mit alternativen Assets eine Möglichkeit für CTAs darstellt, im gegenwärtigen Zinsumfeld adäquate Renditen für ihre Pensionsrückstellungen zu erzielen“, sagt Kristina Mentzel.