Das Lifestyle-Hub von morgen – Erlebnis ist das neue „Core“
Attraktive Center-Standorte sind oft teuer. Oder man schafft sie sich selbst. Erfahren Sie in unserer Reihe #FutureRetail anhand eines interessanten Praxisbeispiels, warum Investoren ein Augenmerk auf Positionierung und Lifestyle-Ausrichtung haben sollten.
Ob als Arkade, Passage oder Galerie – das Shopping-Center umgibt seit jeher ein besonderer Mythos. Einst als architektonisch ausgeklügelter Konsumtempel erdacht, ist die „Mall“ einer der erfolgreichsten urbanen Bautypen der Moderne – und erlangte popkulturellen Ruhm.
Etwa in dem Filmklassiker „Blues Brothers“. In einer berühmten gewordenen Szene des Films rasen die Brüder auf ihrer Flucht vor mehreren Polizeiwagen genüsslich durch ein Einkaufszentrum, um ihre Verfolger abzuschütteln. So lange, bis auch wirklich jedes Schaufenster in Trümmern liegt und kein Polizeiauto mehr auf seinen eigenen vier Reifen steht.
In diesem Jahr ist es genau 20 Jahre her, dass diese Szene erstmals gezeigt wurde. Die meisten Center-Eigentümer dürften damals lieber weggeschaut haben. Und heute? Heute beschäftigen Investoren ohnehin ganz andere Sorgen: Auf dem Asset Einkaufszentrum, einst Sinnbild für (sub-)urbane Shopping-Kultur schlechthin, lastet ein wachsender Transformationsdruck bedingt durch ein verändertes Konsum- und Mobilitätsverhalten der Kunden. Investoren sind entsprechend vorsichtig geworden. Und doch: Center ist nicht gleich Center. Die Schere zwischen Objekten mit guter und schlechter Perspektive geht weiter auseinander. Den entscheidenden Unterschied, der über Erfolg und Misserfolg entscheidet, macht dabei oft die Positionierung. Wie ausschlaggebend Feingefühl und der langfristige Blick bei der Positionierung von Einkaufszentren sein können, lässt beispielsweise anhand der Lifestyle-Ausrichtung der Pasing Arcaden am südwestlichen Rand Münchens beobachten. Dort zeigt sich, dass sich Center nicht immer in den hochverdichteten (und teuren) Innenstädten der Metropolen befinden müssen, um Kundschaft anzulocken.
Praxisbeispiel und Wealthcap Scoring: Pasing Arcaden
Aber beginnen wir von vorn: In den Nullerjahren verlor das historisch gewachsene Kommune Pasing am Rande Münchens zunehmend an Anziehungskraft, in deren Folge Pasing umfassend umgestaltet wurde. Von 2011 bis 2013 kamen unmittelbar neben dem Bahnhof in zwei Bauabschnitten die Pasing Arcarden hinzu und bieten seither rund 24.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die Erwartungen waren von Anfang an hoch. Schließlich verband man mit den Arcaden das Ziel, nicht nur moderne Handels- und Verweilflächen zu schaffen, sondern diese auch mit der historischen Seele Pasings zu verschmelzen.
Heute ist Pasing ein Beispiel dafür, wie Einzelhandelskonzepte Konsum, Erlebnis und Kommunikation im öffentlichen Raum gleichwertig fördern. Hierfür sorgen prominente Freizeitnutzungen, etwa die einer Ballettschule oder eines großen Spielbrunnens, der im Sommer viele Familien mit Kindern anzieht. Verweilbereiche entlang des Bahnhofs und auf dem neu geschaffenen Platz bieten reichlich Raum für Begegnungen. Das architektonische Konzept punktet mit einem abwechslungsreichen Mix aus Handel und Gastronomieangeboten sowie einer Dachbebauung mit Wohnungen und Büros. Und auch an die harmonische Integration ins städtebauliche Umfeld wurde gedacht: Sieben ebenerdige Eingänge nehmen die historischen Wege durch die Stadt wieder auf und schaffen neue. Dabei beschreiten die Pasing Arcaden als Standort den Königsweg und erzielen in unserem Mikroscoring 34 Punkte. Eingebunden in den Stadtteil sind sie ein etablierter Treffpunkt der Nachbarschaft und ziehen zugleich aufgrund ihrer hervorragenden Anbindung Kunden aus ganz München und darüber hinaus an. Entstanden ist ein moderner Mixed-Mobility-Hub, ergänzt um ausreichend Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes, der innerhalb einer Fahrzeit von maximal 15 Minuten von rund 386.000 potenziellen Kunden erreicht wird.
In Pasing wurde mit der Einbettung der Arcaden in die bestehenden Nutzungen ein neues Handelssystem entwickelt. Hier können sich Menschen in einem räumlichen Mehrklang aus Erlebnis, Aufenthaltsqualität und Branchenmix bewegen. Es ist dieser Mehrklang, der die Menschen vom Sofa in die stattbau münchen GmbH und in den Stadtteil lockt.

Das Wealthcap Mikroscoring bewertet die Mikrolage anhand von acht objektiven Kriterien. Im Mikroscoring erreichen die Pasing Arcaden 34 Punkte. Eingebunden in den Stadtteil sind sie ein etablierter Treffpunkt der Nachbarschaft und ziehen zugleich aufgrund ihrer hervorragenden Anbindung Kunden aus ganz München und darüber hinaus an.
Lifestyle ist ein Core-Attribut von Handelsimmobilien geworden. Aber nur weil ein Einkaufszentrum ein Kino oder ein Wellenbad hat, wird es sich nicht dauerhaft halten können. Investoren sollten darauf achten, dass Asset-Manager einen individuellen Blick auf die Immobilie behalten. Nur so lassen sich Mehrwerte für den Kunden erzeugen.

Im Wealthcap Scoring erzielen die Stadt München und die Pasing Arcaden einen Makroscore von 36 beziehungsweise 34 Punkte im Mikroscoring – ein hervorragendes Ergebnis. Beide Standortkategorien glänzen mit Top-Bewertungen, vor allem bei einzelhandelsrelevanter Kaufkraft und Zentralität.
Unser Tipp: Sehen Sie dazu im Video „Beste Aussicht? So werden Handelslagen transparent.“ unsere Experten Markus Wotruba, Leiter Standortforschung bei der BBE Handelsberatung, und Sebastian Zehrer, Leiter Research und Unternehmenskommunikation bei Wealthcap.
Das Wealthcap Scoring bewertet die Attraktivität von Makrostandorten anhand von acht objektiven Makrolagekriterien. München hat einen hervorragenden Makroscore von 36.
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