ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Stu­di­en und Themen­reihe • 2022-07-26

Wealth­cap Future Lab

„Je hö­her die städ­ti­sche Dich­te, des­to at­trak­ti­ver muss der öf­fent­li­che Raum sein“

Wel­chen Im­pact hat das Ac­tion Field #PERMANENT BETA auf die Stadt und Im­mo­bi­lie von mor­gen? Dazu hat das Future Lab mit Diet­mar Leyk, Ar­chi­tekt, Co-Grün­der von SPACECOUNCIL, ge­spro­chen.

Le­se­zeit: 5 Mi­nu­ten
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Future Lab – Per­ma­nent Beta

„In Sin­ga­pur herrsch­te lan­ge Zeit eine per­ma­nen­te Angst vor Über­be­völ­ke­rung“, be­rich­tet Diet­mar Leyk. Leyk ist Ar­chi­tekt, Co-Grün­der von SPACECOUNCIL, ei­nem Büro für Ent­wurf, In­no­va­ti­on und Stra­te­gie in Architektur, In­nen­raum und Stadt mit Sitz in Zü­rich und Sin­ga­pur. Fünf Jah­re lang hat er in Sin­ga­pur ge­lebt, wo er un­ter an­de­rem Sze­na­ri­en für das 600 Hekt­ar gro­ße Tan­jong-Pa­gar-Wa­ter­front-Pro­jekt für 160.000 Be­woh­ner und 100.000 Ar­beits­plät­ze als Pro­jekt­lei­ter ent­wi­ckelt hat. Im Ge­spräch mit Ra­pha­el Giel­gen, Trend­scout beim Schweizer Mö­bel­her­stel­ler Vi­tra, er­läu­tert er beim Wealth­cap Future Lab, wie städ­ti­sche Dich­te ge­stal­tet wer­den soll­te.

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Future Lab • 10:07 min

Wealth­cap Future Lab - Shark Ses­si­on mit Diet­mar Leyk von SPACECOUNCIL

Wealth­cap Future Lab - Shark Ses­si­on mit Diet­mar Leyk von SPACECOUNCIL Diet­mar Leyk ist Ar­chi­tekt, Co-Grün­der von SPACECOUNCIL, ei­nem Architektur- und Be­ra­tungs­bü­ro mit Sitz in Zü­rich und Sin­ga­pur und hat selbst fünf Jah­re lang in Sin­ga­pur ge­lebt, wo er vie­le Pro­jek­te be­glei­tet hat. Im Ge­spräch mit Ra­pha­el Giel­gen, Trend­scout beim Schweizer Mö­bel­her­stel­ler Vi­tra, und Son­ja Strau­bin­ger von Wealth­cap er­läu­tert er, un­ter an­de­rem, was in der Stadt­pla­nung be­ach­tet wer­den muss. Und, dass Stadt­pla­nung und Per­ma­nent Beta kein Wi­der­spruch dar­stel­len.

„Sin­ga­pur hat­te in 2021 mehr als 5,4 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, 1,2 Mil­lio­nen mehr als noch vor 20 Jah­ren. Und das auf ei­ner Fläche, die klei­ner ist als die Ham­burgs mit sei­nen 1,8 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Gleich­zei­tig leis­tet sich der Stadt­staat Sin­ga­pur re­la­tiv gro­ße Re­ser­va­te als grü­ne, küh­len­de Lun­gen, ins­ge­samt sind 8 % der Flächen Sin­ga­purs Parks und Na­tur­schutz­ge­bie­te plus 5 % al­ler Flächen in Sin­ga­pur sind Was­ser­re­ser­voirs. Im be­bau­ten Teil Sin­ga­purs be­steht also eine um so hö­he­re städ­ti­sche Dich­te. Die Fra­ge lau­tet: Wie ge­stal­tet man die­se Dich­te so, dass sie in­ner­halb die­ser räum­li­chen Nähe eine Viel­falt und hohe Er­leb­nis­qua­li­tät er­zeugt?“

„Je hö­her die städ­ti­sche Dich­te, des­to at­trak­ti­ver muss der öf­fent­li­che Raum sein“, ist Leyk über­zeugt. „Und je at­trak­ti­ver der öf­fent­li­che Raum, des­to at­trak­ti­ver die Stadt. Die­sem Grund­ge­dan­ken folgt die heu­ti­ge Stadt­ent­wick­lung Sin­ga­purs. Hilf­reich da­bei ist si­cher­lich die üp­pi­ge Na­tur. Aber auch an Ar­chi­tek­tu­ren wer­den hohe Maß­stä­be ge­setzt. Das gilt ge­ra­de in den zu­rück­lie­gen­den Jah­ren auch im ge­för­der­ten Woh­nungs­bau, den so­ge­nann­ten HDBs (Gebäude und Woh­nun­gen des Housing & De­ve­lo­p­ment Boards), in dem rund 80 % (ca. 3 Mil­lio­nen Men­schen) der Be­völ­ke­rung Sin­ga­purs le­ben.“

Stadt­pla­nung und Per­ma­nent Beta – ein Wi­der­spruch?

Eine sich dy­na­misch ent­wi­ckeln­de Stadt – und da­für ist Sin­ga­pur viel­leicht ein ex­tre­mes, aber ge­ra­de des­halb gu­tes Bei­spiel – un­ter­liegt ei­nem per­ma­nen­ten Wan­del. „Glo­bal be­trach­tet sind in den meis­ten Fäl­len die städ­ti­schen Ent­wick­lungs- und Mas­ter­plä­ne zu lang­fris­tig, zu groß­maß­stäb­lich und zu starr aus­ge­rich­tet. Ge­läu­fi­ge, oft noch ana­lo­ge Pla­nungs­tools sind heut­zu­ta­ge zu lang­sam für unsere be­schleu­nig­te Welt“, meint Leyk. „Wir brau­chen mehr stra­te­gi­sches Den­ken, in­ner­halb des­sen der lang­fris­ti­ge Pla­nungs­ho­ri­zont in klei­ne­re hand­hab­ba­re Ein­hei­ten un­ter­teilt wird.“ Der ste­te Wan­del ma­che eine An­pas­sung an neue de­mo­gra­fi­sche, re­gio­nal- und stadt­öko­no­mi­sche Ge­ge­ben­hei­ten und sich ver­än­dern­de Quar­tier­s­um­ge­bun­gen er­for­der­lich. „Das er­le­ben wir auch in per­sön­li­chen Le­bens­läu­fen der Stadtbewohner:innen: Die Men­schen ha­ben viel­fäl­ti­ge­re Le­bens­ent­wür­fe und Mehr­fach­kar­rie­ren, sie er­fin­den sich öf­ters neu als in frü­he­ren Ge­ne­ra­tio­nen. Das be­schleu­nigt auch den Wan­del der Stadt.“

„Hier­zu wer­den ‚Ex­ten­ded Rea­li­ties‘ be­zie­hungs­wei­se das Me­ta­ver­se ei­nen span­nen­den Bei­trag im Sin­ne ei­ner in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on leisten, bei der Quan­ti­tä­ten, aber vor al­lem auch Qua­li­tä­ten stets ho­lis­tisch mit­ein­an­der in Ver­hand­lung tre­ten kön­nen. Wir kön­nen heu­te vir­tu­ell si­mu­lie­ren, wie wir die Städ­te und Ar­chi­tek­tu­ren in kom­men­den Jah­ren neu er­fin­den und zum Bes­se­ren gestalten wer­den – und die­se Er­kennt­nis­se heu­te schon bei ei­ner Ob­jekt- oder Quar­tiers­pla­nung be­rück­sich­ti­gen“, schwärmt Leyk aus ei­ge­ner Er­fah­rung, die er in Sin­ga­pur be­reits da­mit ge­macht hat. Zu­gleich soll­te man mit den Er­war­tun­gen aber auch nicht über­trei­ben: „Me­ta­ver­se und ‚Ex­ten­ded Rea­li­ties‘ sind ein krea­ti­ves Dia­log­me­di­um und wert­voll zum Ent­wer­fen von Quar­tie­ren und Ge­bäu­den. Sie kön­nen die phy­si­sche Welt er­gän­zen und be­rei­chern, aber nie­mals die Er­fah­run­gen, die wir in der rea­len Welt machen, er­set­zen.“

Die Zu­kunft ge­hört de­nen, die ak­tiv eine bes­se­re Zu­kunft ent­wer­fen

Die be­bau­te Um­welt ver­ur­sacht fast 50 % der jähr­li­chen welt­wei­ten CO2-Emis­sio­nen. Der Bau und Be­trieb von Ge­bäu­den ver­ur­sacht 38 % der welt­wei­ten Treib­haus­gas­emis­sio­nen. Die Kreis­lauf­wirt­schaft, be­son­ders in der Bau­wirt­schaft, sei ein eben­so über­le­bens­wich­ti­ges wie am­bi­tio­nier­tes Vor­ha­ben, sagt Diet­mar Leyk. Eine voll­ständige Kreis­lauf­wirt­schaft wer­de es wohl nie ge­ben, aber über­ge­ord­net gebe es in al­len Be­rei­chen unserer täg­li­chen Ak­ti­vi­tä­ten noch sehr viel Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al, was das Pro­du­zie­ren, Ver­tei­len, Nut­zen und Wie­der­ver­wer­ten be­trifft. Eine gro­ße Her­aus­for­de­rung sei, dass es auf­grund ihrer Kom­ple­xi­tät kaum eine all­ge­mein­gül­ti­ge Ta­xo­no­mie zu dem The­ma gebe.

Re­tro­fit ist oft die bes­se­re Lö­sung

Als Bei­spiel nennt er die häu­fig auf­kom­men­de Fra­ge, ob Ab­riss und Neu­bau oder Sa­nie­rung und Um­nut­zung ei­nes Be­stands­ge­bäu­des die bes­se­re und ef­fi­zi­en­te­re Stra­te­gie sei. „Re­tro­fit ist heu­te oft die bes­se­re Lö­sung“, weiß Leyk. „Hier soll­te man auch mal ‚out of the box‘ den­ken, was neue Nut­zun­gen be­trifft – viel­leicht ein Bo­ta­ni­scher Gar­ten im 42. Stock­werk. Vor al­lem bei Hoch­häu­sern soll­te das vor­han­de­ne Hoch­haus­ske­lett un­be­dingt kri­tisch hin­ter­fragt wer­den, ob es nicht wei­ter ge­nutzt wer­den kann, weil hier am meis­ten En­er­gie und ‚graue Emis­sio­nen‘ ver­baut sind. So spart man Geld und Res­sour­cen.“ Am ef­fek­tivs­ten sei die Kreis­lauf­wirt­schaft je­doch, wenn bei ei­ner Neu­po­si­tio­nie­rung mög­lichst we­nig bau­li­che Än­de­run­gen not­wen­dig sei­en. „Eine mög­lichst hohe Nut­zungs­fle­xi­bi­li­tät der ge­bau­ten Architektur bei ho­hem Iden­ti­fi­ka­ti­ons­po­ten­zi­al mit dem Gebäude oder dem Quar­tier sind hier­bei we­sent­li­che He­bel, die un­be­dingt be­rück­sich­tigt wer­den soll­ten.“

Ein­fa­che Lösungen für kom­ple­xe Auf­ga­ben

„An­pas­sungs­fä­hig­keit und Ef­fek­ti­vi­tät soll­ten nicht nur im gro­ßen, son­dern auch im klei­nen Maß­stab be­rück­sich­tigt wer­den. Eine be­wuss­te Re­duk­ti­on auf das Pure und ein­fa­che Lösungen für kom­ple­xe Auf­ga­ben ge­hö­ren zu unseren Stra­te­gien bei SPACECOUNCIL“, so Leyk. „Ein Vor­ge­hen könn­te sein, mit mög­lichst stan­dar­di­sier­ten, auch vor­ge­fer­tig­ten Kom­po­nen­ten zu ar­bei­ten, wie etwa mit mo­du­la­ren Sys­te­men, die mit­tels di­gi­tal ge­steu­er­ten Pro­duk­ti­ons­werk­zeu­gen spe­zi­fisch va­ri­iert wer­den kön­nen. Ei­nen An­wen­dungs­be­reich könn­te man im Woh­nen fin­den.“

Die un­ter­schied­li­chen Kul­tu­ren nicht ver­ges­sen

Ob­wohl räum­li­che und so­zio­öko­no­mi­sche Di­ver­si­tät im­mer eine hohe städ­ti­sche Qua­li­tät ver­sprä­che, ma­che es ei­nen gro­ßen Un­ter­schied, ob man ein Gebäude oder ein Quar­tier in Süd­ost­asi­en, in Nord­ame­ri­ka oder viel­leicht in Bay­ern oder in der Schweiz ent­wirft – „Ge­ra­de wenn man über das The­ma städ­ti­sche Dich­te spricht“, so Leyk. Nicht nur kli­ma­ti­sche Be­din­gun­gen sind dra­ma­tisch an­ders, auch die Ar­beits- und Le­bens­ge­wohn­hei­ten un­ter­schei­den sich deut­lich, und wer das nicht an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt, kön­ne kei­ne nach­hal­tig wett­be­werbs­fä­hi­gen Ar­beits- und Le­bens­wel­ten schaf­fen. „Zu­sätz­lich zu die­sen Un­ter­schie­den gibt es ei­nen ste­ten Fluss an Ver­än­de­run­gen. Um ta­len­tier­te Mit­arbeiter für ein Un­ter­neh­men zu ge­win­nen, sind Ar­beits­um­ge­bun­gen wie die in den USA frü­her weit ver­brei­te­ten sehr tie­fen Bü­ro­ty­po­lo­gien, die den Mit­ar­bei­tern kaum er­laub­ten, das Ta­ges­licht zu se­hen, nicht mehr halt­bar. Auch die ge­ra­de viel dis­ku­tier­te Fra­ge nach Of­fice oder Ho­me­of­fice wird schon kurz­fris­tig nicht mehr wich­tig sein.

Im Ge­gen­satz zu der klas­si­schen Ar­beits­ge­sell­schaft er­le­ben wir ge­ra­de den Wan­del hin zu ei­ner Sinn­ge­sell­schaft ver­bun­den mit ver­än­der­ten an­spruchs­vol­len so­zia­len und öko­lo­gi­schen Wer­ten der Mit­arbeiter. Die An­pas­sung der in Zu­kunft kür­ze­ren Ar­beits­zeit an die private Zeit, die un­mit­tel­ba­re Nähe des Ar­beits­plat­zes zur Na­tur, eine gro­ße Aus­wahl an kom­for­ta­blen räum­li­chen Si­tua­tio­nen, in de­nen die Mög­lich­keit be­steht, je­der­zeit gleich­ge­sinn­te Kol­le­gen un­ter­schied­lichs­ter Her­kunft zu tref­fen, sind wich­ti­ge Grund­be­din­gun­gen an die Architektur zu­künf­ti­ger Ar­beits­wel­ten, um über­haupt noch ta­len­tier­te Mit­arbeiter an ein Un­ter­neh­men zu bin­den. Das be­deu­tet, unsere krea­ti­ven und ana­ly­ti­schen Kräf­te zu bün­deln, um den Raum für eine mensch­li­che­re Zu­kunft zu gestalten und da­bei unsere lang­jäh­ri­ge Er­fah­rung in Architektur, Kunst, Tech­no­lo­gie und Wis­sen­schaft ein­zu­brin­gen für den Ent­wurf in­no­va­ti­ver Ar­chi­tek­tu­ren, Quar­tie­re und so­gar gan­zer Städ­te.“

    De­fi­ni­ti­on Ac­tion-Field: Per­ma­nent Beta

    Die Ar­beit in dy­na­mi­schen Grup­pen und For­men ist zu ei­nem we­sent­li­chen Be­stand­teil je­des wis­sens­öko­no­mi­schen Un­ter­neh­mens ge­wor­den. Mit dem ver­stärk­ten Ein­fluss sich stän­dig wei­ter­ent­wi­ckeln­der Tech­no­lo­gien auf Ar­beits­ab­läu­fe und die ar­chi­tek­to­ni­sche Ge­stal­tung von Ar­beits­um­ge­bun­gen ha­ben wir uns dar­an ge­wöhnt, kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­run­gen in im­mer kür­ze­ren Zeit­zy­klen und end­lo­sen Le­bens­zy­klen von Be­ta­ver­sio­nen vor­zu­neh­men. In­no­va­ti­on wird so­mit zu ei­nem kon­ti­nu­ier­li­chen Pro­zess, Er­geb­nis­se und Pro­duk­te sind nie­mals fi­nal.

    Wei­te Tei­le der Wirt­schaft ba­sie­ren in Zu­kunft auf dem Kon­zept „Per­ma­nent Beta“. Des­sen We­sen ist die stän­di­ge Ver­bes­se­rung von Pro­duk­ten oder Ser­vices durch das Feed­back al­ler Akteur:innen. Die Men­schen sind be­reit, selbst zu Ver­bes­se­run­gen bei­zu­tra­gen.

    Die räum­li­chen Um­ge­bun­gen sind eine Grund­la­ge für die­se ver­än­der­te Form der Wis­sens­ar­beit. Un­ab­hän­gig da­von, ob Mitarbeiter:innen Ein­fluss auf ihren Ar­beits­be­reich aus­üben oder die­sem stän­dig neue Fea­tures oder Funk­tio­nen hin­zu­ge­fügt wer­den. Des­halb ist sehr hohe Fle­xi­bi­li­tät ge­fragt. Co-Working-Um­ge­bun­gen adres­sie­ren die­ses Ar­beits­an­ge­bot in gro­ßem Um­fang. Be­stands­im­mo­bi­li­en und de­ren Nach­bar­schaf­ten sind auf die­ses Po­ten­zi­al hin zu un­ter­su­chen, da das An­ge­bot zu­meist nicht über die eta­blier­ten Anbieter:innen ab­ge­deckt wer­den kann.


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