ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Stu­di­en und Themen­reihe • 2022-07-27

Wealth­cap Future Lab

„Mut zur kon­se­quen­ten Nach­hal­tig­keit“

Wel­chen Im­pact hat das Ac­tion Field #CIRCULAR ECONOMY auf die Stadt und Im­mo­bi­lie von mor­gen? Dazu hat das Future Lab mit Prof. Aman­dus Samsøe Satt­ler, Ar­chi­tekt und Prä­si­dent des DGNB e. V., ge­spro­chen.

Le­se­zeit: 5 Mi­nu­ten
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Future Lab – Cir­cu­lar Economy

Wie sieht die Zu­kunft der Im­mo­bi­li­en­bran­che aus? Wie blei­ben be­zie­hungs­wei­se wer­den Be­stands­hal­ter lang­fris­tig re­si­li­ent? Mit den drän­gen­den Fragen der Zeit setzt sich das „Future Lab“, eine von Wealth­cap ins Le­ben ge­ru­fe­ne Ex­per­ten­platt­form, aus­ein­an­der. Auch Prof. Aman­dus Samsøe Satt­ler hat un­ser Pro­jekt mit sei­ner Ex­per­ti­se be­rei­chert: In sei­ner Po­si­ti­on als Prä­si­dent des DGNB e. V. ist er nicht nur Re­prä­sen­tant des The­mas Nach­hal­tig­keit, son­dern prägt es als Ar­chi­tekt auch prak­tisch. Ge­mein­sam mit Ra­pha­el Giel­gen, Trend­scout beim Mö­bel­her­stel­ler Vi­tra, spricht Satt­ler über sein Kern­the­ma nach­hal­ti­ges Bau­en.

ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Future Lab • 18:48 min

Wealth­cap Future Lab - Shark Ses­si­on mit Prof. Aman­dus Samsøe Satt­ler, Prä­si­dent des DGNB e. V.

Wie sieht die Zu­kunft der Im­mo­bi­li­en­bran­che aus? Wie blei­ben be­zie­hungs­wei­se wer­den Be­stands­hal­ter lang­fris­tig re­si­li­ent? Mit den drän­gen­den Fragen der Zeit setzt sich das „Future Lab“, eine von Wealth­cap ins Le­ben ge­ru­fe­ne Ex­per­ten­platt­form, aus­ein­an­der. Auch Prof. Aman­dus Samsøe Satt­ler hat un­ser Pro­jekt mit sei­ner Ex­per­ti­se be­rei­chert: In sei­ner Po­si­ti­on als Prä­si­dent des DGNB e. V. ist er nicht nur Re­prä­sen­tant des The­mas Nach­hal­tig­keit, son­dern prägt es als Ar­chi­tekt auch prak­tisch. Mit Ra­pha­el Giel­gen, Trend­scout beim Mö­bel­her­stel­ler Vi­tra, und Son­ja Strau­bin­ger von Wealth­cap spricht Satt­ler über sein Kern­the­ma nach­hal­ti­ges Bau­en.

Suf­fi­zi­enz als tra­gen­de Säu­le der Nach­hal­tig­keit

Die Zu­kunft ver­langt, dass wir ler­nen, mit den vor­han­de­nen Res­sour­cen zu haus­hal­ten. „Die Kreis­lauf­wirt­schaft ist ein wech­sel­sei­ti­ger Pro­zess“, hält Satt­ler fest. „Wir müs­sen vom Klei­nen ins Gro­ße den­ken – und um­ge­kehrt.“ Quar­tie­re sind ein gu­ter An­satz­punkt, doch auch die Po­li­tik muss sich die Wie­der­ver­wert­bar­keit stär­ker ins Be­wusst­sein ru­fen. Luft nach oben gibt es beim The­ma Müll. Die Ent­sor­gung nimmt freie Räu­me und Res­sour­cen in An­spruch: „Wie­der­ver­wert­ba­re Ma­te­ria­li­en wer­den aus­ran­giert, au­to­ma­tisch zu Müll de­gra­diert und auf­wen­dig ent­sorgt“, so Satt­ler.

Ver­pass­te Chan­cen gibt es auch in der Im­mo­bi­li­en­wirt­schaft: Cir­cu­lar Economy muss frü­her als erst beim Ab­riss ei­ner Im­mo­bi­lie be­gin­nen. „Bestands­objekte gel­ten oft als Hin­der­nis. Da­bei ste­cken vie­le Po­ten­zia­le in ih­nen. Dem Be­stand ge­hört die Zu­kunft“, ver­si­chert Satt­ler. Das Pro­blem: Be­stands­ge­bäu­de müs­sen indivi­duell an­ge­passt wer­den, Neu­bau da­ge­gen folgt be­kann­ten Mus­tern, ist be­re­chen­bar und da­mit kom­for­ta­bel. Hier er­for­dert Um­den­ken In­ter­es­se und Mut. „Des­halb geht es da­bei eben nicht nur um das spä­te­re Re­cy­cling von Bau­ma­te­ria­li­en, im Ge­gen­teil: Jede Im­mo­bi­lie, die ein­fach und ohne gro­ßen Auf­wand neu ge­nutzt wer­den kann und nicht ab­ge­ris­sen und durch ei­nen Neu­bau er­setzt wer­den muss, ist ein Fort­schritt in Rich­tung Kreis­lauf­wirt­schaft.“ Zu mehr Nach­hal­tig­keit sind al­ler­dings auch ei­ge­ne Ein­schrän­kun­gen un­ver­meid­lich: „Die Zei­ten des gren­zen­lo­sen Kom­forts sind vorbei. Suf­fi­zi­enz ist eine tra­gen­de Säu­le der Nach­hal­tig­keit. Auch in punc­to Immo­bilien brau­chen wir eine ge­nüg­sa­me­re Le­bens­ein­stel­lung“, gibt Satt­ler zu be­den­ken.

Der Wie­der­ver­wer­tung von Immo­bilien ge­hört die Zu­kunft

Rück­bau und Sa­nie­rung wer­den mit Zer­ti­fi­zie­run­gen ab­ge­deckt, Wie­der­ver­wer­tung da­ge­gen nicht. Satt­ler schlägt des­halb vor, För­der­prin­zi­pi­en ziel­ge­rich­tet auf in­di­vi­du­el­le Maß­nah­men bei der je­wei­li­gen Im­mo­bi­lie an­zu­wen­den. Eine ernst­haf­te Kreis­lauf­wirt­schaft brau­che Ge­stal­tungs­frei­räu­me, so Satt­ler. Na­he­lie­gend wä­ren vor­ge­fer­tig­te Bau­sys­te­me, aber dies hält er bei Sa­nie­run­gen nur be­grenzt für sinn­voll. „Für Aus­bau und Zu­bau ger­ne, aber Immo­bilien le­ben von ihrer in­di­vi­du­el­len Qua­li­tät und Äs­the­tik. Vor­ge­fer­tig­te Sys­te­me zer­stö­ren den Reich­tum an Tra­di­ti­on und Bau­wei­sen“, meint Satt­ler.

Da­bei müss­ten wir das Rad nicht neu er­fin­den, son­dern unseren Blick für Alt­be­kann­tes schär­fen. Grün­der­zeit­vier­tel mit Ge­bäu­den von vor 150 Jah­ren ent­spre­chen den heu­ti­gen Spiel­re­geln im Bau. „Es sind die in fast je­der Stadt be­lieb­tes­ten Stadt­tei­le, ex­trem dicht be­baut, mit be­gehr­ten Woh­nun­gen und Ge­wer­be­flä­chen im Erd­ge­schoss, noch dazu dank di­cker Mau­ern re­la­tiv gut ge­dämmt. Da­von kann und soll­te man heu­te ler­nen.“ Es gibt also vie­le Wege, die Zu­kunft nach­hal­tig zu gestalten. „Der enge Fo­kus auf das The­ma En­er­gie gleicht da­bei ei­ner selbst auf­er­leg­ten Schran­ke. Dis­kus­sio­nen um Däm­mung und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen sind wich­tig, aber nur ei­ner von vie­len Re­fe­renz­punk­ten“, fin­det Satt­ler. Der Er­halt der „grau­en En­er­gie“ als CO2-Sen­ke, der Wie­der­ver­wen­dung und Wei­ter­ent­wick­lung von Immo­bilien kom­me ge­nau­so viel Be­deu­tung zu.

Die Perspektive der Bewohner:innen gibt den Takt vor

„Spe­ku­la­tio­nen und die Su­che nach dem Ren­di­te­ma­xi­mum sind die ak­tu­el­len An­triebs­fe­dern in der Stadt­ent­wick­lung. Nach­hal­ti­ge Qua­li­tät und der Le­bens­wert fal­len da­bei un­ter den Tisch“, kri­ti­siert er. „Liveable Ci­ties“ müs­sen neue Räu­me er­schlie­ßen, die sich an den Be­dürf­nis­sen der Men­schen ori­en­tie­ren. Eine Mög­lich­keit be­steht dar­in, den Au­to­ver­kehr stär­ker aus der Stadt zu ver­ban­nen: Stra­ßen und Park­plät­ze könn­ten zu­guns­ten von Grün­flä­chen und Po­cket-Parks zu­rück­ge­drängt wer­den. „Wild wach­sen­de Na­tur auf ei­ner Stra­ßen­kreu­zung, das ist die Zu­kunft“, so Satt­ler. Die Perspektive der Bewohner:innen gibt den Takt vor: „Wer an­spre­chend ge­stal­te­te, be­grün­te öf­fent­li­che Räu­me – ohne den ‚Zwang‘, dort zu kon­su­mie­ren – di­rekt vor sei­ner Haus­tür fin­det, geht ger­ne nach drau­ßen und be­lebt den Stadt­raum“, meint er.

Eine Um­bau­kul­tur eta­blie­ren

„Dass heu­te so vie­le Häu­ser ab­ge­ris­sen wer­den, tut mir in der See­le weh.“ Für Satt­ler zeich­net sich eine le­bens­wer­te Stadt da­durch aus, dass die Immo­bilien er­hal­ten blei­ben. „Es braucht kei­nen Zer­stö­rungs­wahn, in des­sen An­schluss wie­der neue Häu­ser hoch­ge­zo­gen wer­den. Statt­des­sen müs­sen wir eine Um­bau­kul­tur eta­blie­ren“, so Satt­ler. We­ni­ger ver­schwen­de­te Ma­te­ria­li­en, mehr wei­ter­ge­nutz­te Immo­bilien, das ist auch eine so­zia­le Kom­po­nen­te, so ent­ste­hen le­bens­wer­te Räu­me für Men­schen in den Städ­ten. Bei der Le­bens­qua­li­tät spielt das Ge­mein­wohl eine zen­tra­le Rol­le. „Die Di­gi­ta­li­sie­rung kann eine Stüt­ze sein, wie wir die Men­schen in ei­nem Quar­tier zu­sam­men­brin­gen und zum Aus­tausch be­we­gen kön­nen. All­heil­mit­tel ist die Tech­nik je­doch nicht“, hält Satt­ler fest. „Liveable Ci­ties“ sind we­der rein wirt­schaft­lich noch tech­no­lo­gisch ge­dacht, sie ori­en­tie­ren sich an den Be­dürf­nis­sen und der Le­bens­rea­li­tät der Men­schen.

    De­fi­ni­ti­on Ac­tion-Field: Cir­cu­lar Economy

    Städ­te von mor­gen sind net-zero, das heißt kli­ma­neu­tral. Sie ba­sie­ren auf dem Prin­zip der Kreis­lauf­wirt­schaft und ha­ben ei­ge­ne Öko­sys­te­me. Mit den re­gu­la­to­ri­schen Grund­la­gen der EU wer­den nach und nach Rah­men­be­din­gun­gen ge­setzt, die Maß­ga­be für alle Akteur:innen sind.


    Be­reits mit Be­ginn der 2020er-Jah­re ha­ben die Ka­pi­tal­märk­te mit ih­rem In­ves­ti­ti­ons- und Fi­nan­zie­rungs­ver­hal­ten dar­auf reagiert.Mit Blick auf die nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen ha­ben sich wei­te Tei­le der Ge­sell­schaft un­ab­hän­gig von der po­li­ti­schen Fär­bung und des Mi­lieus zu ei­nem Um­den­ken zu mehr Nach­hal­tig­keit bekannt.Der/Die Ein­zel­ne über­nimmt Verantwortung für sein/ihr Tun, in­dem er/sie bewusst den ei­ge­nen öko­lo­gi­schen Foot­print vor Au­gen hat und op­ti­miert, sich ak­tiv ein­bringt, Res­sour­cen schont und teilt.


    Städ­ti­sche Quar­tie­re sind die Grund­la­ge da­für, den All­tag nach dem Prin­zip der Kreis­lauf­wirt­schaft zu er­mög­li­chen. De­zen­tra­le En­er­gie­sys­te­me mit smar­ten Net­zen und dem kon­se­quen­ten Ein­satz er­neu­er­ba­rer En­er­gien, zum Teil di­rekt an der Im­mo­bi­lie, sind Trei­ber für Net-Zero.Eine Im­mo­bi­lie von mor­gen ist eben nicht nur eine Im­mo­bi­lie. Sie ist eine ak­ti­ve Ak­teu­rin in ei­nem neu eta­blier­ten Eco­sys­tem von Ge­bäu­den.


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