ESG Immo­bilien Private Equity Zielfonds­investments
Stu­di­en und Themen­reihe • 2021-10-14

Future As­set Al­lo­ca­ti­on

„Mei­ne Traum­al­lo­ka­ti­on sähe an­ders aus“

Ver­si­che­run­gen sind lang­sa­mer bei der Um­schich­tung ihrer Port­fo­li­os. Dr. Tho­mas Mann, Spre­cher der Ge­schäfts­füh­rung der Am­pega In­vest­ment GmbH, er­klärt warum.

Le­se­zeit: 6 Mi­nu­ten
https://www.wealthcap.com/wp-content/uploads/2021/10/blog_future_asset_allocation_interview_versicherung_3_2.jpg
Future As­set Al­lo­ca­ti­on - In­ter­view Am­pega In­vest­ment GmbH

Ver­si­che­run­gen schei­nen an­de­ren In­ves­to­ren­grup­pen hin­ter­her­zu­hin­ken, wenn es dar­um geht, die Port­fo­lio­al­lo­ka­ti­on an die Zins­rea­li­tät an­zu­pas­sen. Dr. Tho­mas Mann, Ge­schäfts­füh­rer der Am­pega As­set Ma­nage­ment GmbH sowie der Am­pega In­vest­ment GmbH und da­mit ver­ant­wort­lich für die Ka­pi­tal­an­la­ge in­ner­halb der Ta­lanx-Ver­si­che­rungs­grup­pe, sieht die Ur­sa­che nicht al­lein in der Re­gu­lie­rung. In unserer In­ter­view­rei­he zur ak­tu­el­len Wealth­cap Stu­die „Future As­set Al­lo­ca­ti­on – Re­si­li­enz in der in­sti­tu­tio­nel­len An­la­ge“ er­läu­tert er wei­te­re Ur­sa­chen.


Herr Dr. Mann, im Rah­men unserer Stu­die ha­ben wir in­sti­tu­tio­nel­le In­ves­to­ren nach den der­zeit größ­ten Heraus­forde­rungen ge­fragt. Nied­rig­zin­sen und Re­gu­lie­rung stan­den bei den Ant­wor­ten weit oben. Tei­len Sie das?

DR. THOMAS MANN Das sind je­den­falls Fak­to­ren, die die Ka­pi­tal­an­la­ge stark be­ein­flus­sen. Sie be­schäf­ti­gen uns al­ler­dings schon seit Jah­ren. Bei den Zin­sen ha­ben wir seit fast zehn Jah­ren ja­pa­ni­sche Ver­hält­nis­se, die wohl auch nicht so schnell ver­schwin­den wer­den. Da­mit müs­sen wir le­ben, wir kön­nen es nicht än­dern. Also müs­sen wir uns dar­auf ein­stel­len. In der Le­bens­ver­si­che­rung ha­ben wir unsere Ver­trä­ge neu ge­stal­tet und die Ga­ran­tie­ver­zin­sung von Alt­ver­trä­gen ist über die Do­tie­rung der Zins­zu­satz­re­ser­ve gut ab­ge­fe­dert. Aber klar, wir ha­ben auch unsere Ka­pi­tal­al­lo­ka­ti­on an das neue Zins­um­feld an­ge­passt, weg von rei­nen Zins­ti­teln, hin zu Ak­ti­en und Sach­wer­ten wie Private Equity, Immo­bilien oder In­fra­struk­tur.

Und da­bei stellt die Re­gu­lie­rung eine Hür­de da? An­ders ge­fragt: Sähe Ihre As­set Al­lo­ca­ti­on ohne Re­gu­lie­rungs­vor­ga­ben an­ders aus?

DR. THOMAS MANN Eine grund­sätz­li­che Be­mer­kung zum The­ma Re­gu­lie­rung: Wir emp­fin­den das nicht als Last. Na­tür­lich ist Re­gu­lie­rung mit Auf­wand ver­bun­den – aber es ist schlicht und er­grei­fend un­ser Brot- und But­ter­ge­schäft und ge­hört zu un­se­rem Ge­schäfts­mo­dell als Ver­si­che­rungs­kon­zern. Als grö­ße­rer Markt­teil­neh­mer kön­nen wir den Auf­wand üb­ri­gens auch bes­ser stem­men als vie­le klei­ne­re Wett­be­wer­ber, für die sich zum Bei­spiel In­ves­ti­tio­nen in die be­nö­tig­te IT un­ter Um­stän­den gar nicht loh­nen. Wir ha­ben ak­tu­ell ca. 169 Mil­li­ar­den Euro Assets un­ter Ver­wal­tung, das ver­schafft uns Vor­tei­le.

So viel vor­weg, nun zu Ihrer ei­gent­li­chen Fra­ge: Mei­ne Traum­al­lo­ka­ti­on ohne re­gu­la­to­ri­sche Leit­plan­ken in der Ka­pi­tal­an­la­ge sähe – man be­ach­te den Kon­junk­tiv! – wahr­schein­lich an­ders aus. Ak­tu­ell ha­ben wir rund 80 Pro­zent un­se­res Port­fo­li­os in Fi­xed-In­co­me in­ves­tiert. Da bli­cke ich manch­mal nei­disch auf die Ver­sor­gungs­wer­ke mit ihren of­fe­nen Plan­de­ckungs­ver­fah­ren, die sehr viel mehr in Ak­ti­en oder il­li­qui­de Sach­wer­te investieren kön­nen. Aber ge­mäß Sol­ven­cy II müs­sen wir eben das Ri­si­ko-Ex­po­sure unserer Ka­pi­tal­an­la­gen mit der Ri­si­ko­trag­fä­hig­keit der ein­zel­nen Ver­si­che­rungs­be­rei­che matchen. Mit Blick auf un­ser Ei­gen­ka­pi­tal kön­nen wir nicht un­be­grenzt in vo­la­ti­le As­set­klas­sen investieren. Doch ähn­lich wie bei den Nied­rig­zin­sen gilt na­tür­lich auch hier: Das sind nun mal die Spiel­re­geln. Die kön­nen und wol­len wir nicht be­ein­flus­sen.

Das deckt sich mit unserer Da­ten­ana­ly­se: Dem­nach ha­ben Le­bens­ver­si­che­rer im Ver­gleich zu an­de­ren In­ves­to­ren­grup­pen erst spät mit der Um­schich­tung ihrer Port­fo­li­os be­gon­nen und set­zen die­se zu­dem lang­sa­mer um. Ist Sol­ven­cy II da­für der ein­zi­ge Grund?

DR. THOMAS MANN Da ist auch noch die schie­re Grö­ße un­se­res Sek­tors. Wenn alle Ver­si­che­rer von heu­te auf mor­gen kom­plett in Immo­bilien um­schich­ten woll­ten – so vie­le at­trak­ti­ve Immo­bilien gibt es gar nicht am Markt. Die Neu­aus­rich­tung kann des­halb nur schritt­wei­se er­fol­gen und im Rah­men der re­gu­la­to­ri­schen Mög­lich­kei­ten.

Hin­zu kommt noch ein wei­te­rer Fak­tor, zu­min­dest für un­ser Haus: Wir sind ja in ers­ter Li­nie ein Ver­si­che­rungs­kon­zern, kein als Ver­si­che­rung ge­tarn­ter As­set-Manager. Die Ka­pi­tal­an­la­ge ist für uns ein De­ri­vat des Ver­si­che­rungs­ge­schäfts, da­mit wol­len wir ein biss­chen Rahm ab­schöp­fen. Im Kern­ge­schäft muss der Kon­zern je­doch vor al­lem sein ver­si­che­rungs­tech­ni­sches Er­geb­nis ein­fah­ren. Ich kann hier nur für den Ta­lanx-Kon­zern spre­chen. Des­halb kön­nen wir et­was re­strik­ti­ver un­ter­wegs sein. Ver­sor­gungs­wer­ke ste­hen auf der An­la­ge­sei­te un­ter an­de­rem Druck.

Sie sag­ten ein­gangs, Sie hät­ten Ihre Al­lo­ka­ti­on in Sach­wer­te wie Private Equity, Immo­bilien und In­fra­struk­tur aus­ge­baut. Gleich­zei­tig sind Sie, wie vie­le Ver­si­che­run­gen, noch im­mer sehr stark in fest­ver­zins­li­chen Wert­pa­pie­ren in­ves­tiert. Wo soll die Rei­se hin­ge­hen?

DR. THOMAS MANN Grund­sätz­lich wol­len wir den An­teil von Fi­xed-In­co­me lang­fris­tig wei­ter zu­rück­fah­ren – im Rah­men des re­gu­la­to­risch Mach­ba­ren. Il­li­qui­de Sach­wer­te sind nach unserer Ein­schät­zung eine gute Al­ter­na­ti­ve, da sie aus­kömm­li­che Ren­di­ten erzielen sowie re­gel­mä­ßi­ge, weit­ge­hend sta­bi­le Cash­flows ge­ne­rie­ren kön­nen. Und gleich­zei­tig sind sie we­ni­ger vo­la­til als zum Bei­spiel Ak­ti­en.

Wir fah­ren da­bei zwei­glei­sig: Grund­sätz­lich investieren wir über Fonds­struk­tu­ren in Real Assets. Bei Immo­bilien und In­fra­struk­tur set­zen wir al­ler­dings zu­sätz­lich auf Di­rekt­in­vest­ments. Spe­zi­ell im Be­reich In­fra­struk­tur kön­nen wir auf eine lang­jäh­ri­ge Ex­per­ti­se zu­rück­bli­cken. So kön­nen wir schnell und ge­schickt wach­sen, ohne die Risiken aus dem Blick zu ver­lie­ren und bei je­dem Preis mit­zu­ge­hen. Unsere Grö­ße ist auch hier­bei von Vor­teil. Für klei­ne­re Wett­be­wer­ber kom­men Di­rekt­in­vest­ments oft­mals gar nicht mehr in­fra­ge.

Wor­an liegt das?

DR. THOMAS MANN Dar­an, dass die Kom­ple­xi­tät in der Ka­pi­tal­an­la­ge deut­lich ge­stie­gen ist. Eine Im­mo­bi­lie oder ein In­fra­struk­tur-As­set zu kau­fen, im Be­stand zu hal­ten und zu ver­wal­ten, ist et­was an­de­res, als sich eine Staats­an­lei­he ins De­pot zu le­gen. Da sind Pro­zes­se in der Markt­fol­ge, im Ri­si­ko­ma­nage­ment und im Re­port­ing er­for­der­lich, die kann­ten frü­her nur die Kol­le­gen aus den Kre­dit­in­sti­tu­ten. Bei ei­nem Fonds la­gert man die­sen Auf­wand zu­min­dest teil­wei­se aus. Zu­dem kann man über Fonds ganz an­ders di­ver­si­fi­zie­ren, was ge­ra­de für klei­ne­re Port­fo­li­os ein wich­ti­ges Ar­gu­ment ist. Auch wir set­zen auf Fonds, bei wel­chen wir glau­ben, das kön­nen die spe­zia­li­sier­ten Fonds­ma­na­ger bes­ser als wir selbst – zum Bei­spiel bei Private Equity.

Wel­che Rol­le spielt bei Ih­nen das The­ma Nach­hal­tig­keit?

DR. THOMAS MANN Das ist na­tür­lich ein wich­ti­ges The­ma, bei dem wir uns unserer Verantwortung stel­len müs­sen und wol­len. Wir pla­nen, bis 2025 den CO2-An­teil am Port­folio um ein Drit­tel zu re­du­zie­ren. Aber of­fen ge­spro­chen: Ak­tu­ell stellt es für uns ei­nen re­gu­la­to­ri­schen Auf­wand dar. Der Ge­setz­ge­ber darf den Bo­gen mit neu­en An­for­de­run­gen nicht über­span­nen. So schnell kom­men wir mit der Um­set­zung kaum hin­ter­her. Zu­dem spre­chen wir hier­bei über ein ge­wal­ti­ges Da­ten­ma­nage­ment, das bei li­qui­den Assets noch ir­gend­wie um­setz­bar ist, doch bei Real Assets an sei­ne Gren­zen stößt.
In nächs­ter Zeit wird es des­halb eine Her­aus­for­de­rung sein, den Spa­gat zwi­schen Nach­hal­tig­keit und Ren­di­te zu meis­tern. Wie sich das Ver­hält­nis von ESG und Ren­di­te lang­fris­tig ent­wi­ckeln wird, wage ich je­doch nicht zu pro­gnos­ti­zie­ren. Gut mög­lich, dass nach­hal­ti­ge Investments schon bald die Ren­di­te­trei­ber sein wer­den.

Wel­che Ei­gen­schaf­ten machen für Sie ein re­si­li­en­tes Port­folio aus?

DR. THOMAS MANN Wi­der­stands­fä­hig ist ein In­vest­ment, wenn ich nach zehn Jah­ren nichts ab­schrei­ben muss­te. Wie weiß ich das vor­her? Diversi­fikation ist ein aus­schlag­ge­ben­des Kri­te­ri­um, eben­so eine fach­kun­di­ge As­set­aus­wahl und ein An­kauf zu ei­nem ad­äqua­ten Preis. Als Ri­si­ko­fak­tor oft­mals un­ter­schätzt – in mei­nen Au­gen je­doch sub­stan­zi­ell – ist zu­dem die Ver­trags­ge­stal­tung, also so­mit letzt­lich die Go­ver­nan­ce. An ei­ner kon­kre­ten As­set­klas­se je­doch kann ich Re­si­li­enz oder Wi­der­stands­fä­hig­keit nicht al­lein fest­ma­chen.

Könn­te Sie auch in­ter­es­sie­ren

Vi­deo schlie­ßen