Erfolgreiches Investment in Private Equity hängt von vielen Faktoren ab – von der Fonds-Konzeption über die Auswahl der Unternehmen bis hin zur Exit-Strategie. Nur wer auf die richtigen Branchen setzt, ein hohes Marktverständnis mitbringt und über ein belastbares Netzwerk verfügt, hat auf Dauer die Nase vorn, sagt Dr. Mirko Meyer-Schönherr, Deutschland-Partner bei PAI Partners.
Herr Dr. Meyer-Schönherr, die Nachfrage nach Private Equity Fonds ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Wie hat dies die Konzeption Ihres vor kurzem geschlossenen Fonds beeinflusst?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Nachfrage und Outperformance des Private Equity Managers hängen direkt zusammen. Die Outperformance ist ein Produkt der Managerselektion. Diese Stärke lässt sich ausschließlich auf die Private Equity Manager übertragen, die über einen sehr guten Track Record verfügen. Nur hier ist ein langfristiger Erfolg messbar. Erfreulicherweise trifft das auch auf PAI und unseren neuesten Fonds zu. Der PAI Europe VII war mit 15 Mrd. Euro mehr als zweifach überzeichnet. Wir konnten also nicht alle Zeichnungswünsche erfüllen. Ein einfaches Ausweiten des Fonds, ohne absehen zu können, was dies für den Erfolg unserer Strategie bedeutet, kam für uns nicht in Frage. Natürlich bedenken wir Investoren, mit denen wir seit Jahren gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ein so erfolgreiches Fundraising ermöglicht es uns aber auch, ein noch balancierteres Verhältnis in der Zeichnerstruktur herzustellen. Das bedeutet sowohl, einzelne Investoren nicht überzugewichten als auch die Basis zu verbreitern, was zum Beispiel andere Länder betrifft. So konnten wir unter anderem unsere Quote der Investoren aus den USA erhöhen.
Die steigende Nachfrage nach Private Equity Investitionen legt die Vermutung nahe, dass auch die Preise für Unternehmen steigen. Sehen Sie bei Private Equity abweichende Preissteigerungen gegenüber anderen Assetklassen? Gibt es Strategien, dem entgegenzuwirken?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Grundsätzlich beobachten wir bei Alternative Assets einen erheblichen Zuwachs in der Beliebtheit über nahezu alle Assetklassen hinweg. Das gilt auch für Private Equity und das Buyout-Segment, in dem wir investieren. Der Preis hängt mit der Qualität und dem Wertsteigerungspotenzial des Unternehmens selbst zusammen. Und mit der Branche des Unternehmens. Wenn ich auf die Einzelhandelsbranche blicke, sehe ich Verwerfungen durch die Digitalisierung, deren Ausmaße noch gar nicht abzusehen sind. Für uns zählt, welche weitere Performance wir in dem Unternehmen sehen. Beim Einzelhandel sind wir skeptischer geworden, weil die weitere Entwicklung nicht mehr so gut prognostizierbar ist. Deshalb denken auch wir um, allokieren den Fonds bewusst etwas anders. Wir setzen noch stärker auf Branchen, die vergleichsweise konjunkturunabhängig sind. Dazu zählt beispielsweise der Gesundheitsbereich. Hier erleben wir zwar massive Preissteigerungen. Aber auch wir sind, wenn das Gesamtpaket stimmt, dazu bereit, einen etwas höheren Preis zu bezahlen, wenn wir davon ausgehen, dass die Risiken beherrschbar sind. Generell beobachten wir am Markt: Die Fonds verändern sich in Richtung robuster Branchen.
Wir denken um, allokieren den Fonds bewusst etwas anders. Wir setzen noch stärker auf Branchen, die vergleichsweise konjunkturunabhängig sind.

Welche Exit-Kanäle wählen Sie bevorzugt beim Verkauf von Unternehmen und haben sich Ihre Schwerpunkte in den letzten Jahren verändert?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Es existieren grundsätzlich drei Exit-Optionen: Der Verkauf an einen strategischen Investor, der ein Unternehmen in sein Geschäftsmodell integriert, die Veräußerung an einen anderen institutionellen Fonds oder der Börsengang. Am liebsten ist uns natürlich, wenn möglichst lange alle genannten Möglichkeiten offenstehen. Je mehr Optionen desto besser. So wird der Verkaufsprozess wettbewerbsintensiver und am Ende auch lukrativer für unsere Investoren. Von einer Investition in ein Unternehmen mit nur einer wahrscheinlichen Exit-Option würden wir eher Abstand nehmen. Es ist kaum vorherzusagen, welcher Exit-Kanal der einträglichste ist. Deshalb setzen wir gerne auf mehrere Varianten parallel. Das ist zwar arbeitsintensiver, lohnt sich aber am Ende auch.
Zahlreiche Studien zeigen, dass sich Unternehmen während der Haltedauer von Private Equity Fonds im Durchschnitt besser entwickeln als börsennotierte Unternehmen. Welchen Hauptgrund sehen Sie hierfür? Auch oder gerade in einem Abschwung-Szenario?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Unser Erfolg hängt nur von einer Sache ab: der Erfüllung des entwickelten Unternehmenskonzepts für ein Investment. Die Fähigkeit, einen guten Plan auch erfolgreich umzusetzen, zeichnet gute Asset Manager aus. Das heißt nicht, dass alle guten Private Equity Manager bessere Manager sind als die von Unternehmen, die beispielsweise an der Börse gelistet sind. Aber unsere Strukturen sind meist weniger komplex. Entscheidungen lassen sich in einem kleineren Kreis beschließen und umsetzen, weil wir in der Regel die Entscheidungshoheit innehaben. So können wir nicht nur entschiedener, sondern auch schneller handeln. Das ist ein gravierender Vorteil. Voraussetzung ist natürlich, dass die Entscheidungen auch richtig sind.
Welche Wertsteigerungsstrategien verfolgen Sie bevorzugt und unterscheiden diese sich je nach Branche? Welche Risiken und Chancen kommen je Strategie besonders zum Tragen?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Der Erfolg liegt im Einkauf – also bereits vor der Weiterentwicklung des Unternehmens. Intelligente Mergers and Acquisitions sind für uns das A und O. Entscheidend ist die Identifikation und frühzeitige Ansprache möglicher Übernahmekandidaten. Sie können rund die Hälfte zur Wertsteigerung der Unternehmen beitragen. Grundvoraussetzung ist ein tiefes Verständnis der jeweiligen Branche. Nur, wer über langjährige Erfahrung in einem Segment verfügt, hohes Marktverständnis mitbringt und über ein belastbares Netzwerk verfügt, kann die Nase vorn haben. Natürlich sind nach einer Übernahme auch operative Themen wichtig. Hierbei haben wir mittlerweile einen hohen Standardisierungsgrad implementiert. Wir wissen, wie man den Einkaufsprozess eines Unternehmens optimal abbildet und Finanzierungsstrukturen optimiert.
Entscheidend ist die Identifikation und frühzeitige Ansprache möglicher Übernahmekandidaten. Sie können rund die Hälfte zur Wertsteigerung der Unternehmen beitragen.
Können Sie uns Ihren Lieblingsdeal nennen und kurz erläutern, welche Besonderheiten diesen im Hinblick auf den Erwerb, die Wertsteigerung sowie den Exit kennzeichnen?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Ich durfte viele schöne Deals begleiten, mein liebstes Beispiel bleibt aber Hunkemöller. Es ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten, die rein auf organisches Wachstum des Unternehmens selbst zurückzuführen sind. Wir hätten einen Konkurrenten dazukaufen können, haben uns aber für einen anderen Weg entschieden. Wir wollten Hunkemöller zum Markführer für Lingerie in Europa machen. Und das haben wir geschafft. Dafür haben wir auf eine deutliche Expansion der Filialen gesetzt und damit alle anderen Marktteilnehmer ausgestochen. Es ist uns gelungen, die Anzahl der Läden von 400 auf 800 zu verdoppeln, und das in weniger als vier Jahren. Dieses Beispiel zeigt die nahezu perfekte Umsetzung eines Unternehmenskonzepts, das wir mit viel Akribie und Markt-Know-how entwickelt haben.
Ein Beispiel für eine Erfolgsgeschichte eines Private-Equity-Buyouts ist die Investition von PAI Partners in das niederländische Bekleidungsunternehmen Hunkemöller. Das Wachstum des Unternehmens erreichte PAI Partners vor allem durch folgende Maßnahmen:
- Breite Store-Expansion speziell in Deutschland.
- Die Transformation vom traditionellen Einzelhändler zu einer Omni-Channel-Lingerie-Marke mit fortschrittlicher E-Commerce-Strategie wurde konsequent verfolgt.
- Zusätzliche Store-Expansion in Österreich und Skandinavien.
Am Markt sind Zinssteigerungstendenzen zu erkennen. Was bedeutet dies für Private Equity? Treffen Sie besondere Vorkehrungen?
Dr. Mirko Meyer-Schönherr Ich glaube nicht, dass wir so schnell wieder Zinsen von fünf Prozent oder mehr sehen werden. Wenn wir ehrlich sind, ist da auch schon bald die Grenze erreicht, die sich manche Staaten in Europa leisten können. Griechenland ist gerade wieder an den Kapitalmarkt zurückgekehrt. Ich glaube, dass ein allgemeines Interesse besteht, dass das so bleibt. Natürlich kaufen auch wir Unternehmen unter Hinzunahme von Fremdkapital. Wir stressen auch unsere Deals auf Zinsänderungen. Aber das ändert nichts daran, ob wir an ein Unternehmen glauben oder nicht. Es ist kein Entscheidungsgrund für oder gegen ein Geschäft. Aber natürlich kann es uns am Ende etwas Rendite kosten, wenn die Zinsen steigen. Für unser Geschäftsmodell als Private Equity Manager spielt es aber eine untergeordnete Rolle.
Ich glaube nicht, dass wir so schnell wieder Zinsen von fünf Prozent oder mehr sehen werden. Da ist auch bald die Grenze erreicht, die sich manche Staaten in Europa leisten können.