Alternative Anlagen sind alternativlos – und werden es auch bleiben
Die Zeiten, in denen institutionelle Investoren mit Staatsanleihen auskamen, sind dauerhaft vorbei. Lesen Sie, was das für die Anlagestrategie von institutionellen Investoren wie der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein bedeutet.
Die Niedrigzinsen zwingen institutionelle Investoren zum Paradigmenwechsel. Alternative Anlagen wie Immobilien, Private Equity oder Infrastruktur werden für Pensionskassen und Versorgungswerke unverzichtbar. Doch einfach ersetzen können sie Anleihen nicht. Stattdessen muss die Anlagestrategie neu austariert werden. Dr. Stefan Zerres, Geschäftsführer der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein, erläutert die Chancen und Herausforderungen am Beispiel seines Hauses.
Herr Dr. Zerres, wo sehen Sie die derzeit größten Herausforderungen für kleine und mittelgroße Versorgungswerke wie die Apothekerversorgung Schleswig-Holstein?
Dr. Stefan Zerres Nicht nur wir, die gesamte Branche gerät derzeit von zwei Seiten unter Handlungsdruck. Zum einen beschäftigt uns schon seit Jahren die demografische Entwicklung. Die Leute leben erfreulicherweise länger, beziehen aber eben auch über einen längeren Zeitraum ihre Versorgungsansprüche.
Zum anderen ist da das extrem niedrige Zinsniveau, das sich immer stärker bemerkbar macht, je länger es anhält. Wir haben längst Maßnahmen ergriffen, um diesem veränderten Umfeld Rechnung zu tragen – mit dem Aufbau von Zinsreserven zum Beispiel oder der Absenkung des Rechnungszinses. Dennoch ist die Aufgabe komplexer geworden, in der Kapitalanlage ausreichende Renditen zu erwirtschaften, um dauerhaft und zuverlässig unsere Verpflichtungen zu erfüllen. Einfach alles auf festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen zu setzen und sich zurückzulehnen, reicht heutzutage nicht mehr aus.
Das Feld der Alternatives ist sehr groß und vielfältig.
Da gilt es genau hinzuschauen.

Wie sieht denn Ihre veränderte Anlagestrategie aus? Welche Rolle können alternative Anlageklassen wie beispielsweise Immobilien, Infrastruktur oder Private Equity dabei übernehmen?
Dr. Stefan Zerres Alternative Anlagen sind alternativlos geworden. Ganz unabhängig davon, wie sie im Einzelnen ins Portfolio passen. Wir als Apothekerversorgung Schleswig-Holstein haben noch relativ lange am Anleihemarkt investiert, auch als die Coupon-Zinsen dort schon merklich gesunken waren. Doch viele dieser Anleihen werden in den nächsten Jahren Schritt für Schritt auslaufen – und nicht wieder in dieser Breite dort reinvestiert werden.
Deshalb brauchen wir als Ergänzung zwingend Alternativen, die regelmäßige Erträge in ausreichender Höhe erwirtschaften. Einige alternative Anlageklassen sind dazu bestens geeignet, beispielsweise Immobilien mit ihren regelmäßigen Mieteinkünften. Deshalb werden wir hier unsere Asset Allocation deutlich ausbauen. Derzeit beläuft sich unsere Immobilienquote im weitesten Sinne auf rund 16 Prozent. Allerdings ist das Feld der Alternatives sehr groß und vielfältig. Hier gilt es genau zu prüfen, was zur eigenen Investitionsstrategie passt.
Welche Sektoren schätzen Sie denn als besonders gut geeignet ein? Was schauen Sie sich derzeit konkret an?
Dr. Stefan Zerres Da sind zuallererst Immobilien zu nennen, schon wegen der regelmäßigen Cashflows aus Mieteinkünften. Wir legen einen deutlichen Schwerpunkt auf das Segment Wohnimmobilien, in dem wir uns besonders wohlfühlen. Da sind die Preise in den vergangenen Jahren vielerorts zwar schon sehr stark gestiegen. Es lohnt sich jedoch immer noch hier und dort genauer hinzuschauen. Es gibt noch gute Chancen.
Neben den großen Metropolen in Deutschland und Europa haben wir auch ein kleineres Engagement, das ausschließlich auf Bestandsimmobilien in B-Lagen zugeschnitten ist. Dort können nach entsprechenden Sanierungen noch vernünftige Erträge erwirtschaftet werden. Darüber hinaus sehen wir in Logistikimmobilien großes Potenzial. Der zweite Schwerpunkt neben Immobilien liegt für uns auf Private Equity, hauptsächlich auf Buyout-Strategien.
Eine Private-Equity-Strategie mit regelmäßigen Erträgen ist eigenständig und mit Direktinvestments kaum darstellbar. Deshalb sind kompetente Produktpartner mit geeigneten Fondslösungen für uns unverzichtbar.
Können Sie mit diesen alternativen Anlageprodukten die regelmäßigen Cashflows generieren, die Sie zur Bedienung der Versorgungsansprüche Ihrer Kunden benötigen? Bei Immobilien leisten das die Mieterträge. Aber bei Private Equity?
Dr. Stefan Zerres Wir hatten bislang immer sehr viel Freude an unseren alternativen Investments. Aber in der Tat: Die große Kunst ist es, die Erträge auf der Aktivseite mit den Verpflichtungen auf der Passivseite in Einklang zu bringen – nicht nur in der Höhe, sondern auch auf der Zeitachse. Bei Immobilien funktioniert das wie gesagt ganz gut. Wobei sie auch da oft erst am Ende des Investitionszyklus wissen, ob die Rendite wirklich den angekündigten Erwartungen entsprochen hat.
Schwieriger ist das bei Private Equity. In diesem Fall ist die Strategie in der Regel darauf ausgelegt, zunächst durch eine lange „J-Kurve“ zu laufen. Das bedeutet, dass zunächst keine Rendite, sondern oft sogar Verluste realisiert werden und erst am Ende die erhoffte Rendite eingefahren werden kann. Sollen gleichzeitig regelmäßige Erträge erwirtschaftet werden, ist eine entsprechende Anlagestrategie notwendig. Zunächst einmal wird so weit wie möglich abgeschrieben. Dann benötigen wir die Gewinne aus Zuschreibungen und schließlich aus dem Exit über den Kapitalmarkt. Um diese Erträge zu verstetigen, ist ein revolvierender Mechanismus mit immer neuen Exit-Optionen notwendig. Doch das ist in der Praxis für ein Haus wie unseres eigenständig und mit Direktinvestments kaum darstellbar. Deshalb sind kompetente Produktpartner mit geeigneten Fondslösungen für uns unverzichtbar.
eine berufsständische Versorgungseinrichtung mit aktuell 2.933 Mitgliedern und etwa 670 Millionen Euro Assets under Management.
Was ist Ihnen bei der Auswahl eines Produktpartners beziehungsweise Fondsinitiators besonders wichtig? Worauf achten Sie speziell?
Dr. Stefan Zerres Nicht nur bei Private Equity, auch bei größeren Immobilienobjekten sind wir zwingend darauf angewiesen, gemeinsam mit anderen zu investieren. Nur so bekommt man Zugriff auf eine große Auswahl an Standorten und Objekten und auf ganz andere Losgrößen. Wichtig ist aber nicht nur das Produkt, sondern die Unterstützung beim Aufsetzen des Gesamtpakets. Dazu muss der Produktpartner zu uns und zu unserer Größenordnung passen. Er muss uns zuhören und uns als berufsständisches Versorgungswerk verstehen. Das merkt man zum Beispiel an einem transparenten und auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenen Reporting, möglichst in deutscher Sprache.
Bei Wealthcap fühlen wir uns da sehr gut aufgehoben, auch was den Investment-Prozess betrifft: Da wird das Portfolio zunächst von Wealthcap vollständig selbst erworben. Anschließend wird dem Investor die Möglichkeit gegeben, gleich seine gesamte Investitionssumme in einem Schritt zu platzieren, statt schrittweise sein Kapital abrufen zu lassen. Das ist für uns sehr vorteilhaft und bringt uns natürlich auch gleich die vollständige Rendite.
Der Produktpartner muss zu uns und unserer Größenordnung passen. Er muss uns zuhören und uns als berufsständisches Versorgungswerk verstehen.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wo sehen Sie Ihre Asset Allocation in zwei Jahren? Würde sich Ihre Anlagestrategie ändern, wenn sich im Euroraum eine nachhaltige Zinswende einstellen würde?
Dr. Stefan Zerres Zurzeit fühlen wir uns sehr wohl mit der Diversifikation unserer Kapitalanlage. Wir werden in diesem Jahr unsere Allokation noch etwas stärker in Richtung alternativer Anlagen lenken. Wohnimmobilien und Private Equity stehen da an vorderster Stelle, aber auch Logistikimmobilien und Mezzanine-, also nachrangige Fremdkapital-Finanzierungen. Für 2019 wollen wir uns verstärkt dem Thema altersgerechtes Wohnen widmen, da sehen wir strategisch Potenzial. Grundsätzlich setzt die Anlageverordnung unserer Branche gewisse Leitplanken. Wir als Apothekerversorgung Schleswig-Holstein haben aber noch genügend Spielraum, um den Anteil alternativer Assets in unserem Portfolio weiter auszubauen.
In unserem Gesamtportfolio werden festverzinsliche Wertpapiere natürlich weiterhin eine tragende Säule darstellen. Aber die Alternativen werden auf lange Sicht ein wichtiger Anlagebaustein bleiben – ganz unabhängig davon, wie sich die Zinsen entwickeln. Auch deswegen, weil sie sich als Instrumente zur Diversifikation und damit zur Risikoverringerung bewähren. Die Zeiten, in denen die Zinsen auf Staatsanleihen für auskömmliche und risikolose Renditen ausreichten, werden so schnell nicht wiederkommen.